Der Z4 ist ein perfekter Roadster mit exzellenten Sportwagenmanieren und höchster Verarbeitungsqualität. Und nach dem Blechdach gibt es endlich wieder Textil.

Foto: Guido Gluschitsch
Grafik: der Standard

Ein volldigitales Display thront hinter dem Lenkrad, Zeiger gibt es keine mehr.

Foto: Guido Gluschitsch

Im Design zeigt der neue Z4 keine Zurückhaltung oder gar Schüchternheit mehr.

Foto: Guido Gluschitsch

Sehr gut passt der Herr Völker in den Z4. Finden Sie nicht auch?

Foto: Guido Gluschitsch

Sein Vorgänger, man könnte schon fast sagen, sein Urahn, der Z3, war ja einerseits noch ein ganz anderes Auto, einer der Begründer der neuen Roadster-Welle, die dem Mazda MX-5 folgte. Andererseits lebt hier im Z4 durchaus die Idee vom unbeschwerten, weil reduzierten Offenfahren weiter, halt auf höherem Niveau, könnte man sagen. Bei BMW ist man bekanntlich immer sehr daran interessiert, das Fahrerlebnis hochzuhalten, und da ist halt der offene Zweisitzer eine gute Basis und der starke Sechszylinder-Turbo ein eindeutiges Statement dazu. BMW bietet eine breite Spanne mit zwei auch nicht gerade brustschwachen Vierzylindern (197 und 258 PS) und eben diesen M40 mit sechs Zylindern und 340 PS.

Kern der Talente

Wenn man nun die Vergnüglichkeit des reinen Offenfahrens beiseiteschiebt und an den Kern der Talente heranrückt, ist zu sehen, dass es sich in der Substanz um einen vorzüglichen und äußerst performativen Sportwagen handelt. Sagen wir es so: Dieses Auto verlangt dem Fahrer keine großen Künste ab, sorgt von sich aus für flotte und untadelige Bewegungsmuster, fast könnte man behauten, es macht dich zu einem besseren Autofahrer.

Kleine Aufzählung der guten Dinge: eine äußerst exakte Lenkung, das hochintelligente Automatikgetriebe, der mühelose Antritt durch den Reihensechszylinder-Turbo. So muss Autofahren sein. Und nicht zu vergessen: die formidable Federung exakt am Schnittpunkt zwischen unverdünnter Sportlichkeit und immer noch angenehmem Abrollkomfort. In diesem Sinne ist der Z4 dem Porsche Boxster sehr nahe gerückt, aber ohne seine feinen Manieren aufzugeben.

Wohldosierte Entbehrung

Das Konzept des Roadsters ist ja immer auch mit zielgerichteter Entbehrung verbunden. In diesem Fall ist diese wohldosiert. Es gibt einen Kofferraum, der ganz gut brauchbar ist für die Reise zu zweit (281 Liter). Das ist um die Hälfte mehr gegenüber dem Vorgänger. Man muss nicht entscheiden zwischen offenem Dach oder Gepäck. Beides ist zugleich möglich, auch wenn jetzt nicht unbedingt ein Schrankkoffer gemeint ist, sondern schon eher die weichen Taschen aus der Sportabteilung. Man muss sich jedenfalls nicht mit Zahnbürste und Kreditkarte allein begnügen, auch wenn erst das von einigen als endgültige Freiheit anerkannt wird.

Natürlich versucht man, uns auch im neuen Z4 mit allen Helfern dieser Welt zu beglücken oder zumindest unter Zuhilfenahme von hochtechnologischen elektronischen Aufpreisposten uns das Geld aus der Tasche zu ziehen. Inwieweit die Errungenschaften der Kommunikationstechnologie in Zusammenhang mit diesem Auto reizvoll erscheinen, mag jeder selbst für sich entscheiden. LED-Scheinwerfer sind immerhin Serie, das Head-up-Display ist erstmals überhaupt im Z4 zu haben – und das sind wohl die wirklich wichtigen Dinge.

Nur nicht schüchtern

Im Design zeigt der neue Z4 keine Zurückhaltung oder gar Schüchternheit mehr. Mit einer ordentlichen Anzahl an Atemhöhlen, Luftlöchern, Lichtkanten und dramaturgischen Hutzen strahlt er enorme Vitalität aus, aber ohne dabei ins banal Kraftmeierische oder gar Vulgäre abzudriften. Wir sehen hier, dass es auch Freude machen kann, wenn der Designer nicht allzu kühl agiert und sein Werk durchaus mit performancebarocken Elementen verziert.

Das Design des BMW-Roadsters war immer schon ein eigenes Thema. Erschien der Z3 (1995) noch sehr weichgespült, manche warfen ihm auch eine allzu feminine Linienführung vor, zeigte der Z4 von Anfang an (2002) ein bisschen mehr Biss. 2009 lief man mit der zweiten Generation und festem Klappdach in eine regelrechte Sackgasse, man konnte nicht recht an die Erfolge des Vorgängers anschließen. Folge: Einstellung des Z4 im Jahr 2016. Zur Neuauflage nahm man dann eigens Anlauf und lagerte seine Herstellung überhaupt aus. So ist der Z4 heute ein Auto mit sehr hoher österreichischer Wertschöpfung. Er läuft seit Ende des Vorjahrs bei Magna in Graz vom Band. Er wird hier für den gesamten Weltmarkt produziert.

Zur ergänzenden Information für alle, die den Z4 auf seine wesentlichen Talente beschränkt sehen wollen: Ab Mitte des Jahres kommt er auch mit dem "schwachen" Vierzylinder und mit manuellem Sechsganggetriebe. (Rudolf Skarics, 13.6.2019)