Ein Glyphosat-Verbot hat im Nationalrat eine Mehrheit gefunden.

Foto: imago/Martin Bäuml Fotodesign

Wien – Ein Verbot des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat in Österreich dürfte kommen. Die FPÖ hat am Mittwoch die Unterstützung des entsprechenden SPÖ-Antrags im Nationalrat angekündigt. Umweltorganisationen zeigten sich erfreut, die Industrie ist verärgert.

SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Pamela Rendi-Wagner bezeichnete das Pflanzengift in einer Aussendung als "höchstgefährlich". Die bisherigen Initiativen ihrer Partei seien bisher von jenen blockiert worden, "denen die Interessen der Agrochemie-Konzerne wichtiger waren als die Gesundheitsinteressen der Menschen". Jetzt ist "endlich Vernunft eingekehrt", zeigte sich Rendi-Wagner zufrieden.

"Es gibt genügend Studien, in denen die Gefahr, die Glyphosat für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen hat, ausreichend belegt werden. Es ist daher ein Zeichen für verantwortungsvolle Umweltpolitik, dieses Verbot auf Schiene zu bringen", betonte FPÖ-Klubobmann Norbert Hofer. Der Antrag muss nun Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft behandeln werden. Eine Abänderung des Pflanzenschutzmittelgesetzes ist schon in der Sitzung des Nationalrates am 2. Juli möglich.

ÖVP geht nicht mit

Die ÖVP geht beim Glyphosat-Verbot nicht mit und bringt einen eigenen Antrag ein, der nur ein Teilverbot vorsieht. Dieser zielt darauf ab, dass das Glypohsat nur bei Kindergärten und anderen sensiblen Bereichen wie Schulen verboten sein soll. Dass die Volkspartei der rot-blauen Initiative nicht zustimmt, begründet Bauernbund-Obmann Strasser mit rechtlichen Gründen. Seiner Darstellung nach ist das Total-Verbot nämlich nicht EU-konform.

Global 2000 begrüßte den Vorstoß für ein Glyphosat-Verbot "sehr". Jetzt sei es wichtig, dass Bauern beim Umstieg Hilfe bekommen, sagte Umweltchemiker Helmut Burtscher-Schaden. 1,3 Millionen Menschen in ganz Europa hätten in der von der Umweltorganisation mitinitiierten europäischen Bürgerinitiative "Stopp Glyphosat" für ein Verbot des Pflanzengifts gestimmt. "Das Glyphosat-Verbot ist längst überfällig", zeigte sich auch Greenpeace zufrieden. "Jetzt müssen die parlamentarischen Parteien die verbleibende Zeit bis zum 2. Juli nutzen, um alle europarechtlichen Details einzuarbeiten", sagte Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace Österreich.

Die IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP) meinte dagegen, der Beschluss der FPÖ, den SPÖ-Antrag zu unterstützen, gehe "zulasten von Umwelt und Landwirtschaft". Glyphosat sei vor allem bei bodenerhaltenden Anbauweisen ein nicht wegzudenkender Wirkstoff. Beim Pflügen sei eine ähnliche Wirkungsäquivalenz zur Bekämpfung von Unkraut "nur durch ein bis drei Bearbeitungsgänge zu erreichen". Das führe zur Zunahme von Bodenerosion und von CO2-Emissionen durch vermehrte Überfahrten. Zudem würde sich ein Verbot negativ auf Ertrag und Qualität des Erntegutes auswirken.

Der Unkrautvernichter gilt laut der Internationalen Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als "wahrscheinlich krebserregend". Trotzdem ist das Pflanzengift derzeit EU-weit bis 2022 zugelassen. (APA, 12.6.2019)