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Friede Springer ist Mehrheitsaktionärin beim Berliner Verlagshaus Axel Springer. Sie wird auf ein Vermögen von 4,8 Milliarden Euro geschätzt. Damit führt sie die Liste der Superreichen im deutschen Mediengeschäft an.

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Mathias Döpfner will mit dem Einstieg der Amerikaner seinen Expansionswunsch stillen. Seit 17 Jahren führt er das Haus.

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Es geht um Deutschlands größten Zeitungsverlagskonzern mit der reichweitenstärksten Tageszeitung "Bild" und dem Qualitätstitel "Welt" Wenn es in der Medienwelt des Jahres 2019 noch Verlagskonzerne gäbe. Die einst allein verlegerischen Medienhäuser sind längst digital, und ganz besonders Axel Springer. Doch selbst diese Größe im Digitalgeschäft, gemessen an anderen traditionellen Medienhäusern, ist mit ihren 3,2 Milliarden Euro Gesamtumsatz ein vergleichsweise kleiner Player gegen die 104 Milliarden Euro Werbeumsatz von Weltmarktführer Google 2018.

Das digitale Geschäft soll nun ein US-Finanzinvestor befördern: KKR hat – wie erwartet – am Mittwoch formell ein Übernahmeangebot für die börsennotierten Anteile am Berliner Verlagskonzern Springer gelegt. KKR bringe Geld für einen weiteren Expansionskurs ein und werde Springer von kurzfristigen Aktionärserwartungen lösen, erklärte Springer-Vorstandschef und -Aktionär Mathias Döpfner den Deal.

Jobs, Immobilien, Autos

Expansionskurs naturgemäß im Digitalgeschäft: Springer erwirtschaftet bereits gut ein Drittel seines Umsatzes mit Portalen für Immobilien, Autos, Jobs – im Grunde jenes Kleinanzeigengeschäft, das in analogen Zeiten die große Finanzbasis der Verleger war. Springer wurde zuletzt etwa als möglicher Käufer des Kleinanzeigenportals Ebay gehandelt. Dem Konzern gehören etwa schon Immoweb, Immowelt/Immonet, die Stepstone-Gruppe für Jobs, Portale für Ferienimmobilien (@Leisure) oder LaCentreale und Yad2 sowie das Vergleichsportal Idealo.

Auf die Stepstone-Jobportale schlagen Brexit und Konjunkturentwicklung schon durch – parallel zum KKR-Angebot kommunizierte Springer am Mittwoch auch eine Gewinnwarnung. Der Aktienkurs des Medienriesen verlor seit 2018 laufend, bis Ende Mai die KKR-Ambitionen auftauchten. Bloomberg meldete schon damals, die US-Finanzinvestoren wollten Springer von der Börse nehmen, was Döfpner nun ebenfalls signalisierte.

KKR bietet 63 Euro je Springer-Aktie, das Angebot liegt knapp 40 Prozent über dem Kurs vom 29. Mai, als Springer die Pläne bestätigte. Am Mittwoch schoss der Aktienkurs fast bis zu dem von den Amerikanern gebotenen Betrag in die Höhe. Die Finanzinvestoren wollen laut Angebot mindestens 20 Prozent an Springer übernehmen – eine Mehrheit wäre möglich.

Nicht ohne Friede

Die Witwe des Verlagsgründers, Friede Springer (76), und Konzernchef Döpfner haben mit den US-Investoren vereinbart, dass sie ihre Beteiligungen behalten. Springer kontrolliert 42,6 Prozent der Anteile, Döpfner hält 2,8 Prozent. Sie haben mit KKR vereinbart, dass sie ihre Anteile behalten. Die Vereinbarung sieht vor, dass keine Entscheidung der künftigen Gesellschafter ohne Zustimmung von Friede Springer getroffen werden kann; sie wird im August 77 Jahre alt. KKR werde keinen Einfluss auf journalistische Inhalte ausüben. KKR wird laut Vereinbarung jedenfalls fünf Jahre an Bord bleiben.

Die Springer-Enkel Ariane und Axel Sven Springer halten zusammen rund zehn Prozent. Ob sie ihre Beteiligung behalten oder an KKR verkaufen, sei offen, sagte Döpfner. Die übrigen rund 45 Prozent am Springer-Konzern befinden sich in Streubesitz.

KKR hat schon einen großen deutschen Medienkonzern übernommen – als Springers Ambitionen auf einen Kauf am deutschen Kartellamt gescheitert waren. Zusammen mit Finanzinvestor Permira holte sich KKR 2006 den TV-Konzern ProSiebenSat1, verkaufte ihm die eigene TV-Holding SBS und stieß die Mehrheit 2014 wieder für 1,26 Milliarden Euro ab. Rund 550 Millionen sollen KKR und Permira damals mit ihrem Investment verdient haben.

TV-Shopping

Seit Jahresbeginn kauft KKR deutsche TV- und Produktionsfirmen, etwa die Tele München Gruppe vom Österreicher Herbert Kloiber, Universum Film und Günter Jauchs Produktionsfirma. Diese Beteiligungen hätten beim Springer-Deal keine Rolle gespielt, erklärte Doepfner.

Springer kündigte auch Investitionen in journalistische Aktivitäten an. Springer ist etwa beteiligt an Politico Europa und hat das Wirtschaftsportal Business Insider sowie die Plattform Emarketer übernommen. (Harald Fidler, 12.6.2019)