Eine aktuelle HBO-Serie über die Atomkatastrophe von Tschernobyl hat, vor allem in den USA, einen regelrechten Hype um das Thema entfacht. Dadurch ist auch die Zahl der Touristen auch massiv gestiegen, einige Reisebüros behaupten, innerhalb kürzester Zeit einen Buchungsanstieg von etwa 40 Prozent zu verzeichne. Die Besucher hätten laut US-Medien und dem britischen "Guardian" vermehrt "Desaster-Selfies" geschossen, die sie etwa vor verlassenen Häusern zeigen. Teilweise wird zu "mehr Respekt" aufgerufen – so hatten manche Touristen sich fast nackt abgelichtet.

Foto: APA/AFP/GENYA SAVILOV

Aufruf zu mehr Respekt

Craig Mazin, der die Serie geschrieben hat, schrieb in einem Twitter-Beitrag zu dem neuen Hotspot, dass es zwar "wundervoll" sei, dass eine Welle an Menschen das Katastrophengebiet besuche. Jedoch plädiert er dafür, sich in Erinnerung zu rufen, dass eine "schreckliche Tragödie" dort stattgefunden habe. "Verhaltet euch mit Respekt gegenüber all jenen, die gelitten und geopfert haben", schreibt er.

Foto: APA/AFP/GENYA SAVILOV
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Nukleare Katastrophe

Die Explosion des Atomkraftwerks in dem Gebiet im Jahr 1986 führte laut WHO wahrscheinlich zu dem Tod von 4.000 Menschen, schreibt der "Guardian". Die Schätzungen variieren jedoch massiv, das Chernobyl Forum spricht von 50 Toten durch die Strahlenbelastung und insgesamt bis zu 9.000 Toten insgesamt durch die Katastrophe, schreibt die BBC. Greenpeace spricht von 93.000 Opfern. 5.000 Personen bekamen Schilddrüsenkrebs, in den meisten Fällen konnten sie aber geheilt werden.

Touristen touren durch das Absperrgebiet.
Foto: APA/AFP/GENYA SAVILOV

Die Bevölkerung – 60.000 Menschen zu dem Zeitpunkt des Desasters – musste evakuiert werden, danach wurde eine Sperrzone eingerichtet. Einige Unternehmen bieten Touren durch das Gebiet.

Selfie-Kultur

Das Thema unsensibler Selfies sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Etwa vor einigen Jahren, als eine junge US-Amerikanerin sich innerhalb eines Konzentrationslagers ablichtete. Das sei auch laut Sprechern der Gedenkstätte Auschwitz gängige Praxis – oft mit Hashtags wie "Yolocaust".

Ein Model sorgte vor einiger Zeit hingegen beispielsweise für Aufregung, da sie sich selbst gemeinsam mit ihrem frisch verstorbenen Vater ablichtete und dazu mehrere weinende Emojis postete. Auch Selfies bei Beerdigungen sind keine Seltenheit, etwa unter dem Hashtag "#funeralselfie" teilen vor allem jüngere User häufig Fotos von sich in Trauerkleidung. Zuletzt haben Selfies vor dem Sarg des verstorbenen Rennfahrers Niki Lauda für Aufregung gesorgt. (red, 13.6.2019)

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