Da war er wieder, der freundlichste aller Freiheitlichen: Norbert Hofer, designierter Parteichef und Klubchef der FPÖ, war Mittwochabend in der "ZiB 2" bei Armin Wolf zu Gast. Passend zu seinem herzlich gütigen Lächeln ließ er wissen: "Das war falsch, das war nicht okay, aber ich bin kein Unmensch." Nein, es ging nicht um einen unbescholtenen Lehrling, der beim Schwarzfahren erwischt wurde und nun nach Kabul abgeschoben wird.

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Es ging um Heinz-Christian Strache, der sich als FPÖ-Parteiobmann mit einer vermeintlichen russischen Investorin getroffen und mit ihr, wie Wolf es zusammenfasste, "über Staatsaufträge, über den Verkauf der 'Kronen Zeitung', über den Umbau der Medienlandschaft in Österreich und, und, und" geredete hat. Man könne, so Norbert, der Gütige, der das Kreuz des St.-Georgs-Ordens am Revers trug, einen Menschen nicht anhand von sieben Stunden Videomaterial beurteilen. Es gelte die Lebensleistung.

Auf die Feststellung Wolfs, dass es Vereine, von denen Strache im Video erzählt, man könne an sie "am Rechnungshof vorbei" spenden, wirklich gibt, holte Hofer tief Luft und machte arglos "hm", als überlege er, ob er eine Kugel Eis mit Kornblumenaroma oder doch lieber Biotopfen nehmen sollte. Und dann: "Es gab an die Partei keine Zuwendungen von Vereinen."

Aber man soll ja die Vergangenheit einmal ruhen lassen, hört man oft. So drehte sich das Gespräch zwischen Wolf und Hofer auch um die Zukunft, nämlich darum, ob Strache sein EU-Mandat annehmen werde oder nicht. Wie immer er sich entschieden habe, es seien "entsprechende Begleitmaßnahmen" zu treffen, so Hofer. Das Wort "Unguided Missile" schien hier unheilvoll im Raum zu hängen. Ausgesprochen wurde es freilich nicht.

Denn Strache, das konnte man aus dem Gespräch doch mitnehmen, hat seine Lebensleistung auf seiner Seite, und die "Art und Weise, wie er bespitzelt wurde", so Hofer, wie er in "eine Falle gelockt wurde, das ist einzigartig, und das ist eigentlich Stoff für, ja, für einen Kriminalfilm".

Schräge Komödie

Oder für eine schräge Komödie – und die feierte, just während die "ZiB 2" ausgestrahlt wurde, am Mittwochabend ihre Kinopremiere in Wien und heißt "Kaviar". Da gibt es geschmierte Politiker, einen russischen Oligarchen, Frauen, die korrupte Männer mit Videokameras in die Falle locken und am Ende staunend vor der "ZiB" sitzen. Als die russische Regisseurin Elena Tikhonova daranging, die Idee für diese in Wien spielende Geschichte zu verwirklichen, kannte noch niemand das Ibiza-Video. Vielleicht hielten manche die Story für zu dick aufgetragen. Aber hey, wir sind hier in Österreich. Nicht etwa in Russland. (Colette M. Schmidt, 13.6.2019)