Wagt sich im Selbstversuch als Schlagersänger auf die Bühne: Hanno Settele.

Foto: ORF/Neulandfilm

Der DJ Ötzi, der kann auf einem Elefanten reiten. Gerry Friedle kann das nicht. So erklärt Friedle selbst den Unterschied zwischen sich und der von ihm geschaffenen Kunstfigur. Und soll damit in Dok 1: Schlager, Glück & heile Welt – Settele muss auf die Bühne! in ORF 1 erklären, dass die schöne Fassade der Schlagerindustrie – nein! doch! oh! – eben nur das ist: eine Fassade. Dazu muss Moderator Hanno Settele, das verlangt das moderne Doku-Format, den Selbstversuch wagen und zum Schlagerstar werden.

Das ist deshalb lustig anzusehen, weil Settele, wie er selbst zugibt, keinerlei Begabung für das Genre oder das Singen hat. Weil es eine kritische Doku sein soll, muss Settele die Leute aus der Industrie aber auch mit kritischen Fragen konfrontieren – und setzt seinen Fokus auf die "heile Welt", die Schlagersongs versprächen. Das ist für Protagonisten wie den eingangs zitierten Friedle/Ötzi natürlich leicht zu entkräften, zumal Settele offenbar keine einzige Liedzeile notiert hat, um seinen "Vorwurf" zu untermauern.

Der Elefant im Raum ist nicht der metaphorische von DJ Ötzi, sondern Andreas Gabalier, der zwar immer wieder erwähnt, aber nicht inhaltlich behandelt wird. Beim Volks-Rock-'n'-Roller ist zwar viel mehr heil als nur die Welt, doch vielleicht war das Settele zu heiß.

Etwas seichte Unterhaltung, keine allzu herausfordernden Inhalte, aber genug, um Spaß zu haben und ein bisschen zu johlen. Passender kann man Dokutainment über das Genre Schlager eigentlich nicht gestalten. (Sebastian Fellner, 14.6.2019)