Seit einem Jahr ist Thomas Hartmann in Väterkarenz und kümmert sich um Tim und die drei älteren Kinder Maja, Lina und Lucas. Silvia Hartmann ist nach kurzer Pause ins Berufsleben zurückgekehrt.

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"Bei den anderen Kindern – der Älteste ist 15 Jahre – war Väterkarenz noch kein Thema", sagt Thomas Hartmann. Im Juni letzten Jahres kam Sohn Tim auf die Welt, gleich nach dem Mutterschutz ist Silvia, die Muttter, wieder in ihren Beruf zurückgekehrt, und Thomas hat die Kinderbetreuung und den Haushalt übernommen. Die Entscheidung hat Familie Hartmann gemeinsam getroffen. Schnell stand fest, dass Thomas, der Vater, die gesamte Karenz übernehmen möchte. In seiner ersten Ehe wäre sich dieses Modell auch finanziell nicht ausgegangen, weil seine damalige Frau deutlich weniger verdiente als Thomas.

Das Umfeld habe auf die Entscheidung durchwegs positiv reagiert, sagen beide Elternteile. Silvia ist Abteilungsleiterin beim AMS Vorarlberg, dort war es überhaupt kein Problem, sagt sie. "Man hat sich dann auch eher um mich gesorgt, ob ich genug Zeit mit dem Kind habe." Thomas ist ebenfalls Abteilungsleiter mit 40 Mitarbeitern in einem Elektronikbetrieb. Und auch in seinem beruflichen Umfeld wurde die Entscheidung positiv aufgenommen. "Meine Arbeitskollegen haben gesagt, dass sie das auch gern gemacht hätten", sagt Thomas.

Einkommensabhängiges Karenzgeld

Damit alles reibungslos funktioniert, hat Thomas seine Entscheidung schon früh der Firma mitgeteilt. "So hatten sie genug Zeit, einen Nachfolger zu suchen." Zunächst blieb er noch geringfügig beschäftigt, damit die Einschulung des Nachfolgers abgeschlossen werden konnte. Im ersten Jahr hat sich die Familie für das einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeld entschieden, die Hälfte davon aber auf die Seite gelegt, damit auch das zweite Karenzjahr abgesichert ist.

Aus erster Ehe hat Thomas drei Kinder, die nun ebenfalls bei ihnen wohnen. "Der Tagesablauf hat sich mittlerweile gut eingespielt", sagt Thomas. Die Jause für die älteren Kinder werde bereits am Vortag vorbereitet. Zwischen fünf und 5.30 stehen die Eltern auf und können noch in Ruhe Kaffee trinken, bevor dann um sechs die Kinder munter werden.

Einmal pro Woche Fußball

Am meisten vermisst Thomas die sozialen Kontakte, die im Berufsleben üblich waren. Daher kickt er auch einmal in der Woche in einem Fußballverein, anschließende Kontaktpflege gehört dazu. "Beim ersten Kind hätte ich es mir nicht zugetraut. Jetzt hab ich schon Erfahrung und kann es nur jedem empfehlen." (Gudrun Ostermann, 20.6.2019)