Das Tanztheater Wuppertal begegnet der Sommerhitze mit luftigen Kostümen: Julie Shanahan in Pina Bauschs "Masurca Fogo".

Foto: Oliver Look

Am 11. Oktober 1987 wurde der deutsche Politiker Uwe Barschel leblos in der Badewanne eines Zürcher Hotels aufgefunden. Der österreichische Choreografie-Haudegen Johann Kresnik (79) glaubt bis heute nicht an die offizielle Erkenntnis einer Todesursache ohne Fremdeinwirkung. Jetzt bringt er die Rekonstruktion seines 1988 uraufgeführten Macbeth zur Eröffnung des Impulstanz-Festivals ans Wiener Volkstheater. Das Bühnendesign stammt von Gottfried Helnwein, die Musik von Kurt Schwertsik – ein schauriger Tanz um Badewannen und Betrug, Machtgier und Anmaßung, Tod und Terror.

Düster bis leichter

Nicht alle der 64 weiteren Stücke, die das Festival ab 11. Juli zeigt, sind so düster. Im Burgtheater zeigt das Tanztheater Wuppertal Pina Bauschs zwar auch nicht gerade harmlose, aber leichtere und poetische Arbeit Masurca Fogo. Ins Akademietheater projiziert der ewig junge Belgier Michael Laub seine brandneue Cinseasten-Performance Rolling, und Festival-Mitgründer Ismael Ivo bringt sein Balé da Cidade da São Paulo nach Wien: mit Um Jeito de Corpo zur Musik von Caetano Veloso und in der Choreografie der ehemaligen Pina-Bausch-Tänzerin Morena Nascimento. Zu sehen ebenfalls im Burgtheater.

Weitere Highlights und Herausforderungen bis Mitte August kommen u. a. von Steven Cohen, Mette Ingvartsen, Wim Vandekeybus und Jérôme Bel. Und wieder gibt es Kooperationen mit dem Mumok – wo zum Beispiel die ägyptischen Choreografinnen nasa4nasa auftreten – und dem Leopold Museum, auf das Chris Haring seine Stand Alones loslässt.

Heimische und junge Beiträge

Der heimische Tanz ist nicht nur mit Kresnik und Haring vertreten, sondern ebenso mit Anne Juren, Amanda Piña, Doris Uhlich, Ian Kaler und Willi Dorner. In der Reihe [8:tension] für junge Choreografie geht es etwa um Kannibalismus als Widerstand gegen Kolonialismus, das russische Verständnis von Zeit, Erzählungen aus dem Krieg oder um die Verwandlung der Gottesmutter Maria in eine queere Ikone.

Mit seinen Aufführungen, Researches, Symposien und Ausstellungen, einem Filmprogramm, Buchpräsentationen, dem danceWeb-Stipendiaten-Programm und einer durchgehenden Lounge-Musik-Kuratierung zum Abtanzen für alle im Burgtheater Vestibül ist Impulstanz das ganz große Füllhorn des Kultursommers.

Nicht zu vergessen das Workshop-Festival im Arsenal, das weltweit größte seiner Art, mit rund 240 Kursen. (Helmut Ploebst, 13.6.2019)