Wien – Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein gab ihr erstes großes Interview am Donnerstagabend in der "ZiB 2" – und sich vorsichtig. "Natürlich war ich gestern etwas überrascht über die Vielzahl von Entschließungsanträgen und Beschlussfassungen, aber das ist lebendige Demokratie", antwortete sie auf die Frage von Moderatorin Lou Lorenz-Dittlbacher, wie sie die ersten beruflichen Kontakte mit dem Nationalrat empfunden habe. Auf die Nachfrage, ob sie positiv oder negativ überrascht war, wich Bierlein aus: "Ich war überrascht", wiederholte sie.

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Zuvor verriet die Kanzlerin, dass sie von Bundespräsident Alexander Van der Bellen nur "wenige Stunden" Zeit bekommen hatte, um sich zu entscheiden, ob sie den Auftrag zur Regierungsbildung annehmen wolle. Das Faktum, dass sie die erste Frau an der republikanischen Regierungsspitze ist, sei zwar nicht wesentlich gewesen, Bierlein sieht es aber als "schönes Symbol" für die Frauen.

Auch ihr Team hat die Kanzlerin mittlerweile komplettiert. Als Regierungssprecher folgte Alexander Winterstein, bisher stellvertretender Chefsprecher der EU-Kommission, am Donnerstag auf Peter Launsky-Tieffenthal, der weiter im Kanzleramt tätig sein wird. Für Bierlein werden Sven Wagner (32) und Natascha Unger (31) sprechen. Unger hat zuletzt die Klimakonferenz "R20 Austrian World Summit" in Wien gemanagt.

Hochrangige Personalia nächster Regierung überlassen

Bierlein will Personalentscheidungen über hochrangige Positionen nach Möglichkeit der nächsten Bundesregierung überlassen. Dies könnte etwa die Statistik Austria betreffen. Bei der Nationalbank und der Finanzmarktaufsicht stehen hingegen keine wichtigen Personalentscheidungen an.

"Wir werden Personalentscheidungen treffen, die nötig sind. Wir haben uns vorgenommen, sehr hohe Positionen nach Möglichkeit der nächsten Regierung zu überlassen", sagte Bierlein im Interview mit Ö1 am Freitag. Das trifft aller Voraussicht nach auch auf die anstehenden Personalentscheidungen bei der Statistik Austria zu, wurde im Bundeskanzleramt gegenüber der APA bekräftigt. Unter Umständen könnten Verträge auch einfach vorerst um ein halbes Jahr verlängert werden, so Bierlein auf eine entsprechende Nachfrage des ORF Radio. (moe, nim, APA 14.6.2019)