Bild nicht mehr verfügbar.

Bilder der Schäden an der Kokuka Courageous.

Foto: AP

Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Video soll angeblich iranische Täterschaft nahelegen.

Foto: Reuters

US-Außenminister Mike Pompeo beschuldigte den Iran.

Foto: APA / AFP / Eric Baradat

Washington / New York / Teheran – Nach dem mutmaßlichen Angriff auf zwei Öltanker im Golf von Oman wächst weltweit die Sorge wegen der wachsenden Kriegsgefahr im Konflikt zwischen den USA und dem Iran. US-Außenminister Mike Pompeo beschuldigte am Donnerstag den Iran, hinter den Attacken zu stecken. Dieser wies die Anschuldigung zurück.

Auch US-Präsident Donald Trump ließ später keinen Zweifel daran, dass Teheran hinter den Angriffen stecke. "Der Iran hat es getan", sagte er am Freitag dem Sender Fox News. Bei den Beweisen "steht ganz groß Iran drauf", erklärte Trump angesichts von Fotos, die angeblich Iraner beim Entfernen einer nichtexplodierten Mine von einem der Tanker zeigen.

"Sie dürfen keine Atomwaffen haben"

"Wir werden sehen", antwortete Trump auf die Frage, wie man Teheran stoppen könnte. "Ich will dieses Land nicht verletzen, aber sie dürfen keine Atomwaffen haben. So einfach ist das." Zugleich gab er einem Versuch des Iran, den Golf von Oman im Atomstreit zu blockieren, keine Erfolgsaussichten. Der Golf werde nicht geschlossen, "und wenn, dann nicht für lange Zeit".

"Es ist die Einschätzung der US-Regierung, dass die Islamische Republik Iran verantwortlich für die Angriffe ist, zu denen es heute im Golf von Oman gekommen ist", sagte Pompeo zuvor. Es handle sich um eine "nichthinnehmbare Eskalation der Spannung durch den Iran". Die USA schickten den Zerstörer USS Mason in das Gebiet, in dem die beiden Tanker angegriffen worden seien, teilte das US-Militär am Donnerstag mit. Der Zerstörer USS Bainbridge stehe zudem in engem Kontakt mit einem der beschädigten Tanker.

Iran weist Verantwortung zurück

Die USA versuchten die Vorwürfe durch Videobilder des angegriffenen Tankers Kokuka Courageous zu untermauern. Auf dem Material ist zu sehen, wie ein Boot der Iranischen Revolutionsgarden auf den Tanker Kokuka Courageous zufahre. Die Menschen an Bord des iranischen Schnellboots vom Typ Gashti seien dabei "beobachtet und aufgenommen" worden, wie sie eine nichtexplodierte Haftmine wieder vom Schiffskörper entfernten, lautet die von den USA mitgelieferte Interpretation dessen, was zu sehen ist.

Ein Video der US Navy soll nach deren Angaben eine iranische Täterschaft nahelegen.
U.S. Navy

Der Iran wies die "haltlose Behauptung" der USA zurück. In einer Mitteilung der Vertretung des Iran bei den Vereinten Nationen hieß es: "Der Wirtschaftskrieg und Terror der USA gegen das iranische Volk sowie ihre massive Militärpräsenz in der Region sind weiterhin die Hauptursachen für Unsicherheit und Instabilität in der weiteren Persischer-Golf-Region." Die USA und ihre regionalen Verbündeten müssten "die Kriegshetze stoppen" und "die schädlichen Verschwörungen sowie die Operationen unter falscher Flagge in der Region beenden".

Der Iran sieht es als seine Aufgabe an, die Sicherheit in der für die Schifffahrt wichtige Straße von Hormus zu gewährleisten. Dass sein Land beschuldigt werde, für Angriffe auf Öltanker im Golf von Oman verantwortlich zu sein, sei alarmierend, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Abbas Mussawi, am Freitag. "Es ist unsere Aufgabe, für Sicherheit in der Straße zu sorgen, und wir haben die Besatzung der angegriffenen Tanker so schnell wie möglich gerettet."

Damit schien der Iran andeuten zu wollen, dass die USA und ihre Verbündeten selber für die Angriffe verantwortlich sein könnten, um so einen Vorwand für einen Krieg zu schaffen.

Aufhebung der Sanktionen erzwingen

Wieso der Iran in der aktuellen Situation einen solchen Angriff durchführen sollte, blieb im Dunkeln. Pompeo sagte, dem Iran gehe es darum, die Aufhebung der US-Sanktionen zu erzwingen. Seine Regierung setzte aber weiter auf wirtschaftliche und diplomatische Bemühungen, "um den Iran zur richtigen Zeit zurück an den Verhandlungstisch zu bringen". Die USA würden aber zugleich ihre Truppen und ihre Interessen schützen und ihren Verbündeten zur Seite stehen.

Nach einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats bekräftigte der stellvertretende amerikanische UN-Botschafter Jonathan Cohen die Haltung, dass Teheran verantwortlich sei. "Keine Gruppe in der Region verfügt über die Ressourcen oder die Fähigkeiten, um mit dieser Genauigkeit zu agieren. Der Iran jedoch hat die Waffen, die Expertise und das Wissen der Geheimdienste, um das zu tun." Der kuwaitische Uno-Botschafter Mansour al-Otaibi sagte nach dem Treffen des Gremiums, Beweise für die Anschuldigungen der USA seien nicht diskutiert worden.

Warnung von der Uno

Uno-Generalsekretär António Guterres warnte vor einer Eskalation. "Ich nehme den Vorfall in der Straße von Hormus mit tiefer Besorgnis zur Kenntnis. Ich verurteile jeden Angriff auf zivile Schiffe scharf", sagte Guterres. "Und wenn es etwas gibt, was die Welt sich nicht leisten kann, ist es eine große Konfrontation in der Golfregion." Es müsse festgestellt werden, wer für die Vorfälle verantwortlich sei.

Erst vor vier Wochen hatten die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) Sabotageakte gegen vier Handelsschiffe in derselben Region gemeldet. Nach saudischen Angaben wurden damals zwei Tanker des Landes schwer beschädigt. Die genauen Umstände blieben jedoch unklar. US-Sicherheitsberater John Bolton sprach später von Angriffen mit Seeminen, für die "fast sicher" der Iran verantwortlich sei. Beweise für seine Anschuldigung legte er nicht vor. Der Iran sprach von "lächerlichen Behauptungen".

Trump "einer Antwort nicht würdig"

Sowohl US-Präsident Trump als auch der oberste Führer der Islamischen Republik, Ayatollah Ali Khamenei, lehnten Verhandlungen zuletzt ab. Trump schrieb auf Twitter, er wisse die Bemühungen des japanischen Premiers Shinzo Abe zu schätzen, der für Vermittlungsversuche in den Iran gereist war. Er glaube aber, "dass es zu früh ist, auch nur darüber nachzudenken, einen Deal zu machen". Mit Blick auf die Iraner fügte Trump hinzu: "Sie sind nicht bereit, und wir sind es auch nicht."

Khamenei schloss Verhandlungen mit den USA im Atomstreit kategorisch aus. "Der Iran vertraut den USA nicht", sagte er bei einem Treffen mit Abe in Teheran. "Wir haben mit den Amerikanern bereits die bittere Erfahrung beim Atomabkommen gemacht und wollen diese Erfahrung nicht wiederholen." Trump selbst sei "einer Antwort nicht würdig". (APA, 14.6.2019)