Bei der EU-Wahl jubelten die Grünen. Im Herbst soll es nach dem Willen der Partei genauso sein.

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Von der EU-Wahl wieder zurück auf die Nationalratsbühne: Werner Kogler.

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Wien – "Jo", sagt Werner Kogler und kaut kurz auf seiner Lippe, fast so, als könne er selbst noch nicht ganz glauben, was da gerade vor sich geht. "Leicht is's grod a net", setzt er noch einmal an. Vor wenigen Minuten hatte sein Parteifreund, der oberösterreichische Landesrat Rudi Anschober, angekündigt, dass Kogler die Grünen als Spitzenkandidat in die Nationalratswahl führen soll. Dann schiebt er sich die ohnehin schon hochgekrempelten Hemdsärmel noch ein Stückchen höher und legt damit los, was Kogler am besten kann: ungezwungen dahinreden.

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Sein Wahlziel hat es jedenfalls in sich: Er will nicht weniger als "das größte Comeback in der Geschichte der Grünen" hinlegen, sagt er. Dann spricht er von Klimawandel und Artenschutz, bei dem es nicht um ein paar "Schlapfenträger" gehe, die gern im Wald spazieren, sondern um "Leben und Überleben". Er und die Grünen stünden für Gerechtigkeit, Umweltschutz, Korruptionsfreiheit und Chancen für Kinder.

"Verschnöselte Jungherrentruppe" von Kurz

Kogler wolle damit nicht nur alte Grün- und "enttäuschte Christian-Kern-Wähler" ansprechen, sondern auch ein Angebot für Christlich-Soziale sein, denen Sebastian Kurz zu sehr Teil einer "verschnöselten Jungherrentruppe" ist, die alle Grundsätze der ÖVP begraben habe.

Als Spitzenkandidat bietet sich der grüne Parteichef vorerst freilich nur an und muss vom grünen Bundeskongress Anfang Juli noch offiziell dazu berufen werden. Sein EU-Mandat wird Kogler nun gar nicht erst annehmen, was bedeutet, dass neben Sarah Wiener auch Monika Vana nachrückt – sobald der Brexit vollzogen ist, bekäme auch Thomas Waitz noch einen Sitz im Europäischen Parlament.

Anschober will nicht in den Bund

Abgesehen von Kogler sind die weiteren Plätze auf der Bundesliste für die Nationalratswahl noch offen, Namen sollen in den kommenden Wochen genannt werden. Keinen aussichtsreichen Listenplatz strebt Anschober – der auch für die Spitzenkandidatur immer wieder genannt wurde – an, wie er am Freitag erklärt. Mit Kogler sei ein "ganz hervorragender Kandidat" gefunden, er selbst werde sich aber zentral in den Wahlkampf einbringen.

Bezüglich einer Kooperation mit der vom Ex-Grünen Peter Pilz gegründeten Liste Jetzt zeigt sich Kogler skeptisch, speziell auch wenn mit Parteigeld oder Medienpräsenz bei ORF-Diskussionen gelockt werde. "Erstens, wir nehmen kein fremdes Geld", und wie der ORF über grüne Auftritte trotz deren aktueller Abwesenheit im Nationalrat entscheide, wisse er nicht.

Grüne sollen Grüne bleiben

"Was ich weiß, ist, dass die Grünen sicher als Grüne kandidieren werden", sagt Kogler. Man sei "für viele ganz offen", meint er – wohl in Richtung derzeitiger Jetzt-Abgeordneter –, nicht aber für den "Schritt zurück" zu Pilz selbst. (Katharina Mittelstaedt, 14.6.2019)