Openbook wird in Openspace umbenannt.

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Keine Monatsgebühren, kein Tracking, keine Werbung, Kontrolle der Nutzer über ihre eigenen Daten und ein Interface, das sich ein paar Kniffe des mittlerweile stillgelegten Netzwerks Google+ borgt. Mit dieser Rezeptur präsentierte sich das Projekt Openbook als Alternative zum Social-Network-Platzhirschen Facebook. Mit Erfolg: Im zweiten Anlauf konnte man im vergangenen Jahr die Verwirklichung der Plattform finanzieren.

Seit wenigen Monaten läuft die Plattform bereits in einem Alphatest mit vorangemeldeten Nutzern, die die Finanzierungskampagne unterstützt haben. Bald soll die Betaphase beginnen. Doch davor sieht man sich nun gezwungen, einen Namenswechsel zu vollziehen. Denn Facebook hat seine Anwälte losgeschickt.

Facebook gegen "Book" im Namen

Konkret stört sich das Unternehmen von Mark Zuckerberg an einem Namensteil, nämlich "Book". Wenngleich "Buch" eigentlich ein trivialer, alltäglicher Begriff ist, sehen die Juristen Verwechslungsgefahr gegeben und somit einen potenziellen Verstoß gegen das Urheberrecht. Genauere Angaben zum erhaltenen Schreiben gibt es nicht.

Man habe den Namen "Openbook" bewusst als wörtliche Referenz auf ein "offenes Buch" passend zur Philosophie des eigenen Netzwerk gewählt, schreibt Joel Hernandez, der Gründer der Plattform, in einer Stellungnahme und per Mail an alle Mitglieder. Jedoch habe man stets befürchtet, dass Facebook einmal vorstellig werden würde.

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Aus Openbook wird Openspace

Da man sich einen Rechtsstreit mit dem US-IT-Riesen nicht leisten könne, sehe man keine Alternative zur Änderung des Namens. Dabei greift man auf einen Vorschlag zurück, den es bereits in der Gründungsphase gab. Aus Openbook wird nun Openspace. In den kommenden Monaten soll überall die Umstellung auf den neuen Namen erfolgen. Man habe sich bereits rechtlich abgesichert, um nicht erneut in eine solche Situation zu geraten.

Ob und wie lange sich das Netzwerk halten wird, ist derweil noch ungewiss. Da man keine Werbung verkaufen will, setzt der Businessplan ganz auf die Nutzer. Diese können dem Projekt einfach so auf verschiedenen Wegen Geld zukommen lassen oder ein optionales "Gold"-Abo abschließen. Dieses bringt mehr Individualisierungsmöglichkeiten, etwa mit einer erweiterten Auswahl an Emojis und zusätzlichen Themes für die Seite.

Betrieben wird das Netzwerk offiziell als kommerzielle Firma. Man habe sich für ein "For Profit"-Modell entschieden, um langfristig besser mit anderen Netzwerken konkurrieren zu können – vorausgesetzt freilich, man erreicht eine ausreichend große Nutzerbasis. Die Infrastruktur ist derzeit zur einfacheren Implementation neuer Features zentralisiert. Langfristig möchte man aber auf ein dezentrales Modell umsteigen.

Immer wieder Namensstreits

Openbook ist nicht das erste Unternehmen, das von einem Konzern aufgrund vermuteter Verwechslungsgefahr belangt wird. So schlossen etwa die Entwickler des Indie-Soulslikes "Prey for the Gods" vor zwei Jahren Bekanntschaft mit der rechtsfreundlichen Vertretung von Bethesda, die sich Sorgen um ihre neue Spielemarke "Prey" machte. Seitdem heißt das Game offiziell "Praey for the Gods".

Apple vermutete 2011 in Name und Logo des Bonner Cafés "Apfelkind" Verwechslungsgefahr. Nach zwei Jahren setzte sich die Betreiberin des mittlerweile geschlossenen Lokals allerdings vor Gericht durch. Im vergangenen Mai wurde außerdem bekannt, dass Apple auch das Logo des "Apfelroute"-Radrundwegs in der deutschen Region Rhein-Voreifel beanstandet hatte – hier kam es kürzlich zu einer außergerichtlichen Einigung, in deren Rahmen das Symbolbild des Drahteselpfads bleiben darf, wie es ist. (gpi, 14.06.2019)

Update, 13:20 Uhr: Im Falle Apple vs. Apfelroute ist es mittlerweile zu einer Einigung gekommen, der Text wurde entsprechend aktualisiert.