Wien – "Klare Rahmenbedingungen", eine "langfristige Perspektive" und eine Budgeterhöhung: Ein halbes Jahr nach der Eröffnung des Haus der Geschichte Österreich (HdGÖ) erhofft sich Direktorin Monika Sommer von der neuen Regierung nach der Präsentation der Ergebnisse der laufenden Evaluierung ein deutliches Bekenntnis zur Zukunft des Hauses.

"Ich hoffe wirklich sehr, dass die Dringlichkeit, hier Entscheidungen zu treffen, erkannt wird", sagt Sommer und verweist auf das bisher Geleistete: "Wir sind schon eine österreichische Visitenkarte für Geschichtsvermittlung am modernsten Stand, was auch zahlreiche Einladungen von Seoul über Zürich und Bozen bis Bayreuth zeigen. Wir bekommen international tolles Feedback und schon jetzt große Anerkennung." Gleichzeitig seien die Rahmenbedingungen für das nächste Jahr noch ganz offen, obwohl man bald die nächsten Ausstellungen vorbereiten müsse.

"Können nicht fortgesetzt arbeiten"

"Wir haben mit einer unglaublichen Kraftanstrengung eine Meisterleistung hingelegt, um das HdGÖ überhaupt rechtzeitig zu eröffnen. Aber unter diesen Rahmenbedingungen können wir nicht fortgesetzt arbeiten", findet Sommer deutliche Worte. Die derzeit zur Verfügung stehenden Mittel seien deutlich zu gering, um auch künftig dieses Level zu halten. "Wir sollten ein Szenario für die nächsten Jahre entwickeln, das der Kulturnation Österreich entspricht."

Der noch vor dem Sommer in Aussicht gestellte Bericht der Evaluierungskommission soll Klarheit über die Zukunft bringen. "Wir haben bereits gute Unterstützung durch die zuständige Sektion, jetzt suche ich aktiv das Gespräch mit den aktuellen politischen Verantwortlichen und bin sehr zuversichtlich, dass man sich des Themas annehmen wird." Die jetzige Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein habe das HdGÖ in ihrer früheren Funktion als Präsidentin des Verfassungsgerichtshofs bereits vor der Eröffnung unterstützt und sich für die Schaffung des Hauses eingesetzt. Zum neuen Kulturminister Alexander Schallenberg gibt es noch keinen Kontakt, eine Anfrage für ein Treffen habe man jedenfalls bereits deponiert.

Weiter Hoffen auf Neubau

Was den Aufbau einer Sammlung betrifft, beschreitet man unterdessen kreative Wege. "Wir haben kein Budget für aktive Ankäufe", so Sommer. Daher setze man auf "Rapid Response Collecting", indem man "am Puls der Zeit" sammelt, etwa Transparente und Plakate bei Demonstrationen auf dem Heldenplatz, wie zuletzt etwa bei der Demonstration rund um das Ibiza-Video sowie "Fridays for Future". Dabei konzentriere man sich auf Ereignisse auf dem Heldenplatz ("dem heimlichen Hauptplatz der Republik"), da dieser einerseits ein Ort sei, an dem sich die Regierung zu bestimmten Anlässen präsentiere, und der andererseits ein zentraler Ort der Protestkultur sei. Gesammelt werde zunächst "großzügig", danach gebe es einen intensiven Diskussionsprozess, welche Objekte tatsächlich in die Sammlung Eingang finden und auch in der laufenden Ausstellung gezeigt werden.

Apropos Heldenplatz: Dieser ist – egal ob Neubau oder Verbleib in der Neuen Burg – für Sommer ein idealer Ort für das HdGÖ, wobei sie die Hoffnung auf einen Neubau nicht aufgegeben hat. "Auf Bundesebene hat es schon sehr lange keinen Kulturneubau mehr gegeben. Die Länder sind da weit voraus, zuletzt etwa Niederösterreich mit der wunderbaren Landesgalerie in Krems", so Sommer. Sollte man am jetzigen Standort bleiben, sei es "ganz klar: Dann brauchen wir mehr Platz." Österreich werde auch daran gemessen, wie es mit seiner Vergangenheit umgeht. "Da ist es ein Statement, dass sich das Haus der Geschichte just am Heldenplatz befindet." (APA, 14.6.2019)