An der Europride-Parade in Stockholm nahmen vergangenes Jahr rund 60.000 Menschen teil. Heuer wird in Wien eine halbe Million Menschen erwartet.

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Es soll das Highlight der Europride 2019 in Wien werden: Am Samstag werden bis zu 500.000 Menschen bei der Regenbogenparade erwartet.

Um zwölf Uhr mittags, bei Temperaturen um die 35 Grad, wird sich der Zug vom Rathausplatz aus in Bewegung setzen. Eine Runde um den Ring lang – gegen die Fahrtrichtung – wird für Toleranz, Diversität und für die Gleichberechtigung demonstriert und ausgiebig gefeiert. Die Spitze des Zuges, der traditionell von den Wiener Linien mit zwei Straßenbahnen angeführt wird, wird gegen 17.30 Uhr vor dem Rathaus zurückerwartet. Mit dem Auto sollte man die Innenstadt darüber hinaus meiden.

Ringsperre schon in der Früh

Die Ringsperre wird ab 8.30 Uhr zwischen Oper und Börse starten. Auch auf den Umleitungen werden Verzögerungen erwartet, besonders auf der Zweierlinie, warnte der ÖAMTC. Der Weg zum Flughafen über den Kai ist während der Sperre nicht möglich.

Am Ziel angekommen, finden nicht nur die Besucher der Parade ein schon im Vorfeld gesetztes Zeichen der Toleranz: Auf dem Ring ist zwischen Burgtheater und Rathaus seit kurzem der erste Zebrastreifen in Regenbogenfarben zu finden. Die passenden Ampelpärchen hat Wien seit dem Song Contest 2015. Der bunte Zebrastreifen bleibt nach der Pride bestehen.

Auch sonst ist die Stadt im großen Pride-Fieber. Die Stadtgärtner haben 12.000 Blumen in Regenbogenfarben ausgepflanzt. Dadurch soll auch im öffentlichen Raum Stimmung gemacht werden. Zudem wurden in der Innenstadt Regenbogenparkbänke aufgestellt.

Die Parade ist aber nur eine von mehr als 50 Veranstaltungen, die im Rahmen der Europride in Wien auf dem Programm stehen. Unter dem Motto "together & proud" fand etwa ein Fünf-Kilometer-Lauf statt, am Sonntag steht das Kino am Dach mit dem Film "Call Me by Your Name" im Zeichen der Pride, bis 2. Juli kann man die Ausstellung "Zu Haus" im Fett + Zucker besuchen.

Stolze Hochzeiten

Im Rahmen der Europride gab es diese Woche etwas Besonderes zu feiern. Unter dem Motto "Marry in Pride" wurde bejubelt, dass homosexuelle Paare in Österreich seit Anfang des Jahres heiraten dürfen. Im Fünf-Sterne-Hotel Le Méridien gaben sich sechs homosexuelle Paare das Jawort. Darunter die grüne Bundesrätin Ewa Dziedzic und ihre Frau. Sie schlossen als 100. Paar Wiens den Bund der Ehe.

Bis 2019 konnten gleichgeschlechtliche Paare nur eine eingetragene Partnerschaft eingehen. Seit deren Einführung 2010 taten dies laut den Zahlen der Statistik Austria 4.173 Paare. Im gleichen Zeitraum wurden 365.989 verschiedengeschlechtliche Ehen geschlossen. Trotz der Freude an diesem Tag müsse man weiter "auf den Missstand" aufmerksam machen, dass die Ehe für alle nur für jene Paare gilt, deren Herkunftsland diese vor dem Gesetz anerkannt hat, betonte Katharina Kacerovsky, Veranstalterin der Europride. Der Wedding-Day sollte "für Sichtbarkeit sorgen". Wiens Stadtrat für Antidiskriminierung, Jürgen Czernohorszky (SPÖ), versicherte, sich dafür einzusetzen, dass "alle gleichgeschlechtlichen Paare aus unterschiedlichen Herkunftsländern heiraten können".

Beflaggtes Kanzleramt

Ein "Zeichen für Toleranz, Offenheit und Vielfalt in der Gesellschaft" hat auch die Bundesregierung gesetzt und das Kanzleramt mit der Regenbogenfahne beflaggt. Veranstaltungen wie die Europride würden auch "das Bewusstsein für die Gleichberechtigung aller Menschen in unserer Gesellschaft" stärken, erklärte die Bundesministerin für Frauen, Familien und Jugend, Ines Stilling.

Damit auch nach der Parade, deren Ende gegen 19.30 Uhr erwartet wird, alles schön ist, bilden die Wägen der MA 48 das Schlusslicht: "Die orange Fegenbogenparade sorgt wie gewohnt dafür, dass Wien blitzblank bleibt", heißt es in einer Aussendung. 18 Mitarbeiter räumen mit drei Kehrmaschinen, vier Kleinfahrzeugen sowie zwei Waschmaschinen des Fuhrparks hinter der Parade auf.

Für die Abschlusskundgebung sind Statements von Conchita Wurst, Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Bundespräsident Alexander Van der Bellen angekündigt; dessen Vorgänger Heinz Fischer wird zu Beginn der Parade im Pride-Village einige Worte an die Teilnehmer richten. (Oona Kroisleitner, 14.6.2019)