Würde Österreich sich aus dem Kaiciid einfach verabschieden, bliebe der vertraglich fixierte Sitz weiterbestehen.

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Die Entscheidung des Nationalrats in Wien, der zufolge sich Österreich aus dem König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog (Kaiciid) zurückziehen soll, sorgt weiterhin für Irritationen. Zum einen gibt es juristische Hürden bei der Umsetzung: Beim Kaiciid handelt es sich nicht um ein Zentrum, das man einfach schließen kann, sondern um eine internationale Organisation, in der Österreich Mitglied ist – und die ihren Sitz in Wien hat.

Würde Österreich sich aus dem Kaiciid einfach verabschieden, bliebe der vertraglich fixierte Sitz weiterbestehen. Mehr noch: Änderungen – auch zum Sitz – können nur einstimmig beschlossen werden, Wien hätte dann aber überhaupt keine Stimme mehr.

Ein weiterer Streitpunkt betrifft die inhaltliche Ausrichtung des Abdullah-Zentrums. Entgegen der weitverbreiteten Vermutung sei dieses alles andere als eine saudische Institution, sagte ein Kaiciid-Sprecher am Freitag zum STANDARD: "Bei uns arbeiten 62 Menschen aus 28 Nationen."

Das Kaiciid sei "nicht der politische Arm irgendeines Staates, auch nicht jener Saudi-Arabiens", erklärte das Zentrum zudem per Aussendung. Es verfüge "über langjährige Erfahrung als unabhängiger Mediator und Organisator", um Regierungen, zwischenstaatliche Einrichtungen oder NGOs im Bemühen um interreligiösen Dialog zu unterstützen.

Multireligiöse Führung

Rückendeckung kam unter anderem aus der Israelitischen Kultusgemeinde Wien: Das Dialogzentrum habe es nicht verdient, wegen einer "vom Boulevard missverstandenen Funktion und Mission vorverurteilt zu werden", sagte der Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister.

Zu den Tätigkeiten des Kaiciid mit seiner multireligiösen Leitung gehören unter anderem Vermittlung und Organisation von Schulungen zur Konfliktlösung, etwa bei der Unterstützung des Dialogs in Myanmar oder den Versöhnungsbemühungen in Zentralafrika.(Gerald Schubert, 15.6.2019)