Lyon/Colombo – In Sri Lanka ist ein Hauptverdächtiger der verheerenden Anschläge auf Christen vom Ostersonntag mit mehr als 250 Toten in Haft genommen worden. Der 29-jährige Mann aus Sri Lanka war im Nahen Osten festgenommen und am Freitag zusammen mit vier anderen Verdächtigen an das Land ausgeliefert worden, teilte die Polizeiorganisation Interpol mit.

"Die Festnahme und Auslieferung eines der Hauptverdächtigen der Bombenanschläge in Sri Lanka ist ein wichtiger Schritt in der laufenden Untersuchung", erklärte Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock laut Mitteilung. Der 29-jährige Ahamed Milhan Hayathu Mohamed wurde mit sogenannter Red Notice wegen Terrorismus und Mordes von der Polizeiorganisation gesucht. Interpol gab keine Details darüber bekannt, in welchem Land er im Nahen Osten gefasst wurde.

Agentur: Auslieferung aus Saudi-Arabien

Die Nachrichtenagentur AFP hatte zuvor am Freitag gemeldet, fünf in Saudi-Arabien festgenommene Sri Lanker, die im Zusammenhang mit den verheerenden Anschlägen von Ostern in Sri Lanka gesucht wurden, seien in ihre Heimat zurückgeführt worden. Ein Ermittlerteam habe die Verdächtigen von Saudi-Arabien nach Sri Lanka gebracht, sagte demnach ein sri-lankischer Polizeisprecher.

Bei der Anschlagsserie am Ostersonntag unter anderem auf drei christliche Kirchen und drei Luxushotels waren 258 Menschen getötet und fast 500 weitere verletzt worden. Sri Lankas Regierung macht die Islamistengruppe National Thowheeth Jama'ath (NTJ) für die Anschläge verantwortlich, glaubt aber, dass sie Unterstützung aus dem Ausland hatte. Die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamierte die Anschläge für sich. In einem Video hatten der mutmaßliche Drahtzieher und NTJ-Gründer Zahran Hashim und sieben andere Extremisten einen Treueeid auf IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi geschworen.

Zahran sprengte sich in einem der Hotels in die Luft. Indische Geheimdienste hatten Sri Lanka im Voraus über Anschlagspläne von Zahrans Gruppe gewarnt.

Interpol schickte bereits kurz nach den Anschlägen ein Experten-Team nach Sri Lanka. Das Team wurde auf Ersuchen der sri-lankischen Behörden eingesetzt und solle die Ermittlungen nach der Anschlagsserie unterstützen. Es bestand aus Spezialisten mit Expertise in den Bereichen Tatortuntersuchung, Sprengstoff, Terrorismusbekämpfung und Opferidentifizierung.

Nach den Anschlägen war es in Sri Lanka zu Unruhen gekommen. Die überwiegend buddhistischen Singhalesen stellen die Mehrheit der Bevölkerung in dem Inselstaat. Es hatte bereits seit einiger Zeit Spannungen und Gewalt zwischen Singhalesen und der muslimischen Minderheit gegeben.

Zwei Monate nach den islamistischen Terroranschlägen auf Christen zu Ostern richtet die Regierung von Sri Lanka einen "Rat zur Versöhnung unter den Religionen" ein. Dem Rat sollen alle im Land vertretenen Glaubensrichtungen angehören, wie der vatikanische Pressedienst Fides am Freitag laut Kathpress berichtete. Premierminister Ranil Wickremesinghe betonte demnach das Recht zur freien Religionsausübung, obgleich die Verfassung Sri Lankas dem Buddhismus "eine gewisse Priorität" einräume.

Bei den insgesamt acht Explosionen waren mehrheitlich Katholiken umgekommen. Im mehrheitlich buddhistischen Sri Lanka sind laut Fides etwa zehn Prozent Muslime und sieben Prozent Christen. Auch Hindus bilden eine Minderheit. Sri Lanka hat knapp 21 Millionen Einwohner. (APA, 14.6.2019)