Sie schupfen Vollzeitjob und drei Kinder: Nina Hellar (Mitte) und Thomas Hackauf (rechts). Hier sind sie mit den Töchtern Lea (15) und Ronja (7) sowie ihrem Sohn Benjamin (5) zu sehen. Die Familie lebt in Wien-Liesing.

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Sie: Ich bin schon mit einer Tochter in die Beziehung gestartet. Als es um ein gemeinsames Kind ging, hatte ich einen sehr guten Job im Vertrieb und sagte: Ja gerne, aber ich gehe nicht in Karenz. Thomas meinte: Unbedingt, und ich will viel Zeit mit dem Kind verbringen. Karriere zu machen war ihm nicht so wichtig. Also hat es gut gepasst, dass ich nach dem Mutterschutz gleich wieder arbeiten gegangen bin. Mein Chef hat glücklicherweise das Stillen ermöglicht. Mittags ist Thomas mit der Kleinen gekommen und für den Nachmittag habe ich abgepumpt. Im Kühlschrank im Büro standen die Milchflaschen. Es war wie in einer Milchproduktion.

Er: Auch mein damaliger Arbeitgeber hat es uns leicht gemacht. Weil die Pflege und Therapie frauenlastig ist, ist es gang und gäbe, dass jemand in Karenz geht. Am Anfang wusste ich nicht richtig, wie umgehen mit einem kleinen Kind. Aber es hat sich total schnell eingespielt, und ich habe die Zeit genossen. Für Nina war es schwieriger.

Sie: Für mich war die Trennung schrecklich, muss ich zugeben. Jeder hat es mir leicht gemacht, Thomas, mein Arbeitgeber, die Familie. Aber das Baby war neun Monate im Bauch, da ist eine extreme Bindung da. Und ich bin im Büro gesessen und dachte: Was mache ich da überhaupt?

Er: Beim zweiten gemeinsamen Kind war Nina in Karenz.

Sie: Leider war es danach nicht sicher, ob ich in den gleichen Job zurückkehren kann. Es war auch schwierig, einen Kindergartenplatz für unseren Sohn zu finden. Also habe ich gekündigt, um die Karenz zu verlängern. Inzwischen bin ich Marketingleiterin. Als ich eingestellt wurde, war klar: Ich habe drei Kinder, und um 18 Uhr bin ich zum Essen daheim. Das wurde akzeptiert. Als Führungskraft muss ich natürlich da sein. Aber wenn wirklich viel zu tun oder ein Kind krank ist, arbeite ich von daheim aus.

Er: Ich bin meistens schon um 16 Uhr fertig und kann mich um die Kinder kümmern. Die Aufteilung ist erprobt. Von Beginn an habe ich die Älteste übernommen, sie in die Schule gebracht und wieder abgeholt und mich um das Drumherum gekümmert.

Sie: Und du fühlst dich in der Rolle auch wohl, glücklicherweise. Zu sagen, ich betreue das Kind, und den Haushalt macht der andere, funktioniert nämlich nicht.

Er: Natürlich übernehme ich auch viel vom Rest, wenn ich mehr daheim bin. Was ich schade finde, ist, dass das immer noch nicht normal ist. Ich erinnere mich an ein Jobinterview, das ich während der Karenz hatte. Ich wurde gefragt: Also bist du jetzt die Mama? Ich ärgere mich, dass ich damals nicht gesagt hab: Nein, ich bin der Papa.

Sie: Männer, die zu Hause sind, bewegen sich ständig an der Grenze zwischen Superheld und Weichei. Sie bekommen zu hören: Was, du machst "nur" den Haushalt? Das ist kein "nur", weiß ich aus Erfahrung. Thomas und ich sehen das Ganze aber auch recht entspannt. Natürlich haben wir mit Vollzeitjobs und drei Kindern manchmal Ermüdungserscheinungen und denken: Es geht nicht mehr. Aber dann gibt es eben einmal keine frische Wäsche.

Er: Eine große Hilfe ist für uns unser Umfeld: Die Großeltern kommen dreimal die Woche, Ninas Schwester wohnt nebenan, ihre beste Freundin gegenüber.

Sie: Dem Sprichwort "Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen" kann ich nur zustimmen. Wir sind wirklich dankbar über die Unterstützung. Ungefähr einmal im Jahr gibt es allerdings den einen Tag, an dem wir beide jobmäßig viel zu tun haben, keiner einspringen kann und wir wirklich nicht weiterwissen. Aber wir biegen diesen Tag irgendwie hin, und bald ist er auch schon wieder vergessen. (Aufzeichnung: Lisa Breit, xx.6.2019)