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Die FH der WKW in Wien hat vor 25 Jahren die Gunst der Stunde genutzt und einen Studiengang Tourismusmanagement in die Welt gebracht, dann ausgebaut und sich auf Management und Kommunikation konzentriert. 2800 Studierende (rund 1000 neue pro Jahr), 150 Mitarbeiter und fast 1000 Lehrende sind dort tätig, damit ist diese FH eine der kleineren im Land. Geschäftsführer Michael Heritsch ist ein "alter Hase", grundsätzlich entspannt – allerdings in puncto Zukunftsweichen für den Sektor auch besorgt.

STANDARD: Rund 40 Prozent der Studierenden in Österreich an FHs (derzeit sind es 17) war lange laute Devise. Da ist es jetzt ein bisschen stiller geworden?

Heritsch: Ja, diese Wachstumsfantasien sind deutlich zurückgefahren. 40 Prozent wird in einem überschaubaren Zeitraum nicht realistisch sein. Es kommen ja lediglich tröpfchenweise Plätze dazu, und niemand baut neue Gebäude für tröpfchenweise, das ist viel zu gefährlich. Die Priorität ist jetzt eher, die Fördersätze pro Studienplatz zu erhöhen und auch fortlaufend zu valorisieren. Da ist seit Jahren nichts passiert, das geht sich nicht mehr aus.

STANDARD: Wenn der Bund von derzeit 7000 bis 9000 pro Platz je nach Studienrichtung nichts drauflegt, passiert was?

Heritsch: Wir werden die Zusatzleistungen zurücknehmen müssen. Etwa Gender und Diversity in allen Studienbereichen – das sind extrem teure Dinge, da geht es um viel Geld, der Druck, das zu tun, ist groß.

STANDARD: Studiengebühren erhöhen?

Heritsch: Das wäre ein Weg in die Privatisierung, könnte man diskutieren. Mir als Kaufmann ist grundsätzlich egal, woher das Geld kommt.

STANDARD: Wird es in ein paar Jahren noch 21 FHs geben oder führt der Druck auch zur Konzentration?

Heritsch: Das wird schon so bleiben, die Spezialisierung wird nur voranschreiten. Breit aufgestellt werden FHs dort sein, wo es keine Konkurrenz gibt.

STANDARD: Apropos: In Sachen kooperativer PhD-Programme mit Unis geht nicht viel weiter ...

Heritsch: Manche Unis verweigern sich, brechen Brücken ab. Andere, etwa im technischen Bereich, sind ganz anders. Aber ohne PhD für FHs geht die Welt nicht unter. Viel problematischer ist, dass wir dem wissenschaftlichen Nachwuchs nicht viel bieten können, da uns die Basisfinanzierung dafür fehlt. Die Leute verlassen uns. In der Lehre ist es auch problematisch – viele junge Uni-Profs haben im Vertrag ein Lehrverbot an FHs. Da laufen wir in ein Problem.

STANDARD: Entlang der demografischen Kurve werden die Studierenden insgesamt nicht mehr. Dafür aber die Partnerprogramme, etwa deutscher Anbieter.

Heritsch: Ja, da gibt es eine Menge, und die ködern mit kurzer Studiendauer. Das gräbt den Markt ab und fördert sicher nicht die Qualität. Oft sind diese Programme für Master auch gar nicht anrechenbar. Wenn wir da nicht aufpassen, laufen wir auch in ein Problem.

STANDARD: Zu Ihrem Haus: Quantität im Wachstum steht also nicht ganz oben?

Heritsch: Die Auswirkungen der Digitalisierung sind mein Anliegen. Das würde ich gerne in Studiengänge gießen, einer ist aktuell in Akkreditierung – aber es ist alles eine Kapazitätsfrage. Grundsätzlich sehen wir drei Schwerpunkte bei uns: Strategie und Governance, Business-Ethics und Digitalisierung. Über allem verstärken wir das Thema Nachhaltigkeit – vom Verinnerlichen im ganzen Haus bis zu Programmen mit NGOs. Die Welt retten werden wir nicht, aber das Mindset mitgestalten.