Die Streikenden wollen auf ihre Situation aufmerksam machen.

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Neu-Delhi – Wegen häufiger gewaltsamer Übergriffe von Patienten und deren Angehörigen sind in Indien am Montag Zehntausende Ärzte in einen landesweiten Streik getreten. Die Mediziner wollten bis Dienstagfrüh die Arbeit niederlegen und verlangten bessere Schutzmaßnahmen. Sie trugen Transparente mit Slogans wie "Rettet die Retter". Die Notfallversorgung war von den Arbeitsniederlegungen nicht betroffen.

Der indische Ärzteverband (IMA), der 350.000 der 900.000 Ärzte des Landes vertritt, forderte unter anderem härtere Strafen für Angriffe auf Mediziner und mehr Überwachungskameras in Krankenhäusern. Auch der Zugang von Besuchern zu Krankenhäusern müsse beschränkt werden.

Unzureichende Ausrüstung

Mit dem landesweiten Streik solidarisieren sich die Teilnehmer mit den Ärzten im östlichen Bundesstaat West-Bengalen. In West-Bengalens Hauptstadt Kolkata streiken Mediziner bereits seit Montag vergangener Woche, nachdem dort die Angehörigen eines verstorbenen Patienten mehrere Ärzte eines staatlichen Krankenhauses angegriffen und zwei von ihnen lebensgefährlich verletzt hatten.

Der Ärzteverband erklärte, oftmals seien zu hohe Erwartungen der Patienten und ihrer Angehörigen Ursache für Attacken auf Ärzte. Außerdem trügen unzureichende Ausrüstung der Krankenhäuser und Personalmangel dazu bei. Die Ärzte wählten den Zeitpunkt ihres landesweiten Streiks bewusst: Am Montag trat erstmals das neu gewählte indische Parlament zusammen.

Indien gibt weniger als zwei Prozent seines Bruttoinlandsprodukts (BIP) für die medizinische Versorgung aus. Damit gehört das Schwellenland zu den Staaten, die weltweit am wenigsten für Gesundheit ausgeben. Regierungschef Narendra Modi legte jedoch das nach ihm benannte Gesundheitsprogramm Modicare auf, das den Ärmsten im Land zu Gute kommen soll. (APA, 17.6.2019)