Im kambrischen Meer war er der Hecht im Karpfenteich: Redlichia rex.
Foto: Katrina Kenny

Die Welt der Urzeittiere hat einen neuen "König": Zu Tyrannosaurus rex und dem eher missratenen Indominus rex aus "Jurassic World" gesellt sich nun Redlichia rex. Der stammt aus einer Zeit, als es noch eine weniger imposante Größe brauchte, um sich einen solchen Titel zu verdienen. Für seine Zeitgenossen muss er allerdings furchterregend gewesen sein.

Bei R. rex handelt es sich um einen Trilobiten aus dem Kambrium, der es auf eine Länge von etwa 30 Zentimetern brachte. Damit war er fast doppelt so groß wie die anderen Trilobiten, mit denen er sich zu seiner Zeit den Lebensraum teilte. Gefunden wurden seine Fossilien auf Kangaroo Island vor der australischen Südküste.

Panzerbrecher

Das im "Journal of Systematic Palaeontology" vorgestellte Tier begeistert Paläontologen vor allem deshalb, weil von ihm nicht nur der Körperpanzer erhalten geblieben ist, sondern auch Fühler und Beine. Seine Gliedmaßen dürfte das stachelbewehrte Tier eingesetzt haben, um Beutetiere zu zerstückeln.

Laut Studienautor Diego García-Bellido von der University of Adelaide hat man in der Region schon viele Überreste von Trilobiten gefunden, deren Panzer von einem unbekannten Räuber aufgebrochen worden waren. Außerdem sind Koprolithen – also versteiner Kot – erhalten geblieben, die Fragmente von Trilobitenpanzern enthalten: Jemand muss die Tiere also gefressen haben. Mit Redlichia rex könnte man nun den Täter gefunden haben.

Allerdings hat man auch Fossilien von ebendieser Spezies mit den gleichen Verletzungen gefunden. Entweder war der "König der Trilobiten" also ein Kannibale – oder er fiel einem noch größeren Räuber zum Opfer, etwa dem seltsamen Gliederfüßer Anomalocaris. Allzu lang war die Liste an Verdächtigen in diesem frühen Zeitalter noch nicht.

Evolutionäres Wettrüsten

Die australischen Forscher sehen R. rex als Produkt des evolutionären Wettrüstens, das im Kambrium stattfand. Wie friedlich das ihm vorangegangene Zeitalter des Ediacariums war, kann man nicht sagen. Auf jeden Fall hatten die Tiere dieser Ära noch keine Merkmale wie Stacheln, Zähne, Schalen oder Panzer entwickelt. Das alles wurde nun im Kambrium nachgeholt, was sich zu einer veritablen Rüstungsspirale entwickelte – und die dreht sich bis heute weiter. (jdo, 23. 6. 2019)