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Und so sieht es dann am Meeresboden unter einer Todeszone aus. Diese tote Krabbe gehört zu den Tieren, die sich nicht mehr rechtzeitig in sauerstoffreichere Gebiete absetzen konnten, und wird nun langsam unter herabrieselndem Sediment begraben.
Foto: AP Photo/Oceanic and Atmospheric Research, National Undersea Research Program and the Louisiana University Marine Consortium, N. Rabalais

Alljährlich erstellen Eugene Turner und Nancy Rabalais von der Louisiana State University Prognosen darüber, welche Ausmaße die offensichtlich unvermeidliche Todeszone im Golf von Mexiko im Sommer annehmen wird. Heuer dürfte sie laut den Forschern besonders groß werden: Sie prognostizieren, dass Ende Juli etwa 22.500 Quadratkilometer des Meeresbodens vor der US-amerikanischen Südküste unter akuter Sauerstoffnot leiden werden – annähernd die Größe von Niederösterreich und dem Burgenland zusammengenommen.

Ursache solcher Todeszonen ist die Intensivlandwirtschaft im Landesinneren. Stickstoff und Phosphor aus Düngemitteln werden über den Mississippi ins Meer gespült und erfüllen leider auch am falschen Ort den Zweck, für den sie vorgesehen waren: Sie düngen die dortigen Pflanzen. In der Folge kommt es zu einer geradezu explosiven Zunahme an Algen. Sterben diese schließlich ab und sinken dem Meeresboden entgegen, entzieht der Verwesungsprozess der bodennahen Wasserschicht so viel Sauerstoff, dass der Gehalt auf weniger als zwei Teile pro Million sinkt. Tiere, die in einer solchen Todeszone gefangen sind, sterben oder werden zumindest extremem Stress ausgesetzt.

Turner und Rabalais errechneten aus dem vor allem im Mai überdurchschnittlich hohen Zufluss aus dem Mississippi, dass der Golf von Mexiko heuer von der zweitgrößten Todeszone heimgesucht werden dürfte, die man seit Beginn der systematischen Messungen im Jahr 1985 verzeichnet hat. Das läge 4,5-mal über dem Ziel des sogenannten "Hypoxia Action Plan", mit dem die Sauerstoffnot eingegrenzt werden soll. Einen Lernprozess hat das alljährliche Desaster allerdings noch nicht bewirkt: Laut den Forschern hat es bei der Menge der Nitrate, die über den Mississippi in den Golf gespült werden, in den vergangenen Jahrzehnten keinerlei Reduktion gegeben. (red, 19. 6. 2019)