Niantic nimmt Cheater in "Pokémon Go" und "Ingress" gerichtlich an die Kandare.

Foto: Niantic

Der Gamesentwickler Niantic greift im Kampf gegen Betrüger in seinen Augmented Reality-Games zu härteren Bandagen. Das Unternehmen hat laut Business Insider nun Klage gegen eine Gruppe Namens "Global++" eingereicht, die manipulierte Versionen von Spielen wie Pokémon Go und Ingress in Umlauf brachte.

Es war der Sommerhit des Jahres 2016. Auch in Wien liefen tausende Menschen mit ihren Smartphones durch die Stadt oder versammelten sich im Stadtpark, um virtuelle Monster zu fangen. Der große Hype ist zwar vorbei, doch immer noch hat das Game zahlreiche Teilnehmer, die mit allerlei neuen Features und neuen Pokémon bei der Stange gehalten werden. Auch Ingress verfügt noch über eine kleine, aber aktive Community.

Vom Sofa aus um die Welt

Doch nicht jeder spielt fair. Die von Global++ verbreiteten Versionen der Apps ermöglichten sogenanntes GPS-Spoofing. Über das Ortungssystem erkennen die Games die Position der Teilnehmer und ermöglichen damit ortsbasierte Interaktion. Wer etwa regionale Pokémon fangen oder bestimmte Ingress-Portale einnehmen will, muss sich in der realen Welt, deren Abbild auch die Grundlage der Spielwelt bildet, dorthin begeben.

Beim Spoofing wird das eigene Handy allerdings mit gefälschten Positionsdaten gefüttert. Die Cheater können somit vom Sofa aus im Game um die Welt reisen, ohne auch nur den Fuß außer Haus zu setzen. Insbesondere in kompetitiven Spielen wie Ingress ist es somit möglich, sich erhebliche Vorteile zu sichern oder das Werk von Konkurrenten ohne Mühe zu zerstören.

Zwei Verdächtige, 20 Unbekannte

Aus diesem Grunde geht Niantic nun auch gegen die Gruppierung vor, da diese die Integrität der Games gefährde. Handhabe hat man über das Urheberrecht, zumal man offiziell keine Derivate der eigenen Apps gestattet. Man fordert eine einstweilige Verfügung, die die Verbreitung der manipulierten Versionen sofort untersagt, auch Schadenersatz steht in Aussicht. Ein weiterer Vorwurf gegen Global++ lauten Selbstbereicherung über den Verkauf eines Abos für die gehackten Apps.

Zwei Verdächtige werden namentlich genannt: Ryan "ElliotRobot" H., der mutmaßliche Anführer des Kollektivs, sowie Alen "iOS n00b" H., der an der Entwicklung beteiligt sein soll und die Apps über einen Youtube-Kanal bewarb. Zudem will man auch 20 Personen belangen, deren Identität noch nicht geklärt ist.

Betreiber machen dicht

Die Beschuldigten haben flott mit ihrem Rückzug reagiert. Die Website wurde vom Netz genommen. Auch andere Präsenzen, etwa der zugehörige Channel auf Discord, sind verschwunden. Zudem wurden Mitglieder informiert, dass man "in Übereinstimmung mit rechtlichen Verpflichtungen" den Betrieb einstelle. Ob sich Niantic damit zufrieden gibt, bleibt abzuwarten. Global++ hatte auch modifizierte Varianten für ähnliche Games anderer Anbieter verbreitet.

Das Vorgehen der Firma könnte auch im Lichte einer größeren Enthüllung stehen. Am morgigen Dienstag (18.6.) hat man zu einem Event in die Universal Studios in Hollywood geladen. Dort könnte der globale Start für das Augmented-Reality-Game Harry Potter: Wizards Unite angekündigt werden. (red, 17.06.2019)