RCS bietet klassische Messaging-Funktionen, zudem soll es aber auch für Kommunikation mit Unternehmen zum Einsatz kommen.

Grafik: Google

Unter dem Namen Rich Communication Services (RCS) ist bereits seit einiger Zeit ein offizieller Nachfolger für SMS und MMS spezifiziert. Die Idee dahinter: Im Gegensatz zu klassischen Messengern wie WhatsApp oder Signal soll RCS nicht an ein einzelnes Unternehmen gebunden sein, sondern auf Provider-Ebene implementiert werden. Das Problem dabei: Das Interesse der Netzanbieter ist derzeit enden wollend, RCS verbreitet sich nur äußerst langsam. Das veranlasst nun einen der größten Proponenten der Technologie einen grundlegenden Strategiewechsel vorzunehmen.

Umdenken

Google will RCS künftig direkt in seinem SMS/MMS-Client Android Messages anbieten – und zwar unabhängig davon, ob der eigene Provider diesen Service auch unterstützt. Die neue Funktionalität soll in den kommenden Wochen zunächst Usern in Frankreich und Großbritannien zur Verfügung gestellt werden, bevor nach und nach andere Länder bedient werden. Dies berichtet The Verge, wo man von Google über die eigenen Pläne informiert wurde.

RCS bietet gegenüber SMS und MMS deutlich erweiterte Möglichkeiten, die mit klassischen Messengern vergleichbar sind. Es ist also möglich Videos und animierte Bilder zu verschicken oder auch Lesebenachrichtigungen zu erhalten. Auch Gruppen-Chats sind hier wesentlich besser abwickelbar. Die Voraussetzung für all das ist natürlich, dass beide Seiten RCS unterstützen, was bisher auch das größte Hindernis für die Verbreitung der Technologie war. Mit der Integration in Android Messages sollte sich die Zahl an Geräten, die den Standard unterstützen rasch erheblich vergrößern.

Neue Verwirrung

Trotzdem wirft die Ankündigung auch einige Fragen auf: Immerhin bedeutet dies, dass für eine breite Masse der Nutzer der Versand erst recht wieder von einem einzelnen Anbieter abhängig ist – in diesem Fall Google. Zumindest bestünde hier die Möglichkeit, dass auch andere RCS-Supporter wie Samsung einen ähnlichen Schritt vornehmen. Zudem sieht man das Ganze offenbar nur als Brückentechnologie, bei Nutzern, die einen Provider haben, der selbst RCS anbietet, soll dann dessen Implementation zum Einsatz kommen.

Der letzte Punkt wirft aber erst recht wieder neue Fragen auf: Immerhin ist nicht klar, wie den Nutzern angezeigt werden soll, welchen Weg ihre Nachricht jetzt nimmt. Das mag zunächst irrelevant klingen, ist es aber nicht. Die jeweiligen Anbieter haben nämlich unterschiedliche Herangehensweisen an die Datensammlung. Während etwa Google versichert, dass man selbst keinerlei Inhalt oder Metadaten dauerhaft speichert, ist diese Frage bei Providern ungeklärt.

Ende-zu-Ende-Verschlüsselung

Ganz generell ist einer der Kritikpunkte an RCS, dass Nachrichten zwar verschlüsselt übertragen werden, aber der jeweilige Anbieter theoretisch mitlesen könnte. Eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist im offiziellen Standard nicht vorgesehen. Google versichert nun, dass man dafür eine Lösung finden wolle. In Zukunft könnten also RCS-Nachrichten Ende-zu-Ende-verschlüsselt werden – also zumindest solange beide Seiten Android Messages verwenden. Einen konkreten Zeitplan für die Verfügbarkeit eines solchen Features nennt Google derzeit ebenfalls nicht. (Andreas Proschofsky, 18.6.2019)