Robert Stachel und Peter Hörmanseder decken eine alternative Realität auf. Das ist auf Dauer nur begrenzt lustig.

Foto: Alexi Pelekanos

Ein Abend mit Maschek, da schaut man schon mal öfter auf die Uhr. Der Jubiläumsshow wurde beigewohnt, das heißt 20 Jahre Maschek mit ihrer kabarettistischen Kunst des "Drüberredens". Da sind sich mittlerweile acht Bundesregierungen ausgegangen. Es gibt keine Aufwärmphase, Bundespräsident Thomas Klestil weist den Antrag eines Minderjährigen namens Sebastian Kurz auf Gründung des Vereins "Neue Volkspartei" zurück: "Der soll wiederkommen, wenn er geschäftsfähig ist!"

Der den ganzen Bildschirm ausfüllende ORF-Moderator Elmar Oberhauser ermittelt den Bundespräsidenten im Duell zwischen Benita Ferrero-Waldner und Heinz Fischer per Münzwurf. Uff. Dafür muss schnell das Kellerabteil im Haus aufgesperrt werden, um dorthin lachen zu gehen. Immerhin: Maschek hat Werner Faymann mit einer Mickey-Maus-Stimme erst zu Werner Faymann gemacht und die öffentliche Wahrnehmung von Wolfgang Schüssel definiert.

Die harte Strafe

Mit Live-Synchronisationen von Fernsehbildern sind Peter Hörmannseder, Ulrich Salamun und Robert Stachel seit Jahren Fixsterne am österreichischen Kabaretthimmel. Mit Witzen, die auch der Vater lustig findet, der kürzlich seinen 85. Geburtstag gefeiert hat.

Angefangen hat alles mit einem Eintrag im Tennis-Liveticker auf derStandard.at. Die Unterbrechungen der Halbfinalpartie Thiem vs. Djokovic brachten den Autor dieses Artikels zu folgender Feststellung, die in ein Posting gegossen wurde: "Das Regentheater ist genauso unlustig wie Maschek." Das Duo reagierte mit einer Einladung zu ihrer Show, eine harte Strafe, die angenommen wurde.

Maschek synchronisierten auch bei "20 Jahre Drüberreden" einen bodenlosen Fundus an Videomaterial von ORF, EU und einigen Youtube-Videos. Sie reden frei drüber, ohne Textunterstützung, mit großer Sprachgewalt, Stimmvarianz und Improvisationskunst. Aber der Schmäh will einfach nicht über zwei Stunden rennen. Ein Sprint wäre besser. Was sich in den kurzen Auftritten bei "Willkommen Österreich" auch ausgeht für diejenigen, die in der TVthek nicht sofort vorspulen.

Kurz-Witze verursachen Sekundenschlaf

Der Hardcore-Maschek-Fangemeinde ist es wurscht, das Rabenhof-Theater war bummvoll, den Sitznachbarn, einen Mittvierziger, brachte jeder Gentleman-Gag gegen die SPÖ zum Eruptieren.

Spätestens beim zehnten Studentenwitz über Sebastian Kurz ist der Sekundenschlaf eingetreten. Schon gar nicht erschließt sich irgendein Charme durch Archivmaterial, altmodische ORF-Moderatoren-Frisuren oder zukunftsweisende Andeutungen. "Sie werden noch ein Fall für die Justiz", muss sich Karl-Heinz Grasser bei seiner Angelobung zum Finanzminister anhören. That's so funny! Vielleicht ist das aber auch dem Überdruss an Politik geschuldet. Es fehlt die Härte.

Es gab in den letzten 20 Jahren sieben österreichische Bundeskanzler, vier US-Präsidenten, drei Päpste. Aber mit Peter Schröcksnadel nur einen ÖSV-Chef. Das ist der Anfang einer zweistündigen Fahrt durch die Polit-Geisterbahn Österreichs, die man eigentlich nie mehr aufsperren sollte. Auch im Wurstelprater war es schon mal spannender. (Florian Vetter, 18.6.2019)