Foto: Kremar & Scheriau

Im März 1938 änderte sich alles. Auch für Hans Moser, den begnadeten Volksschauspieler. Der als Jean Julier geborene, charmant-nuschelnde Grantler Wiener Prägung zählte aber zu den wenigen Auserwählten, die sich auf einer fragilen Sondergenehmigung auf der "Gottbegnadeten-Liste" befanden. Mosers Name auf dieser "weißen Liste" mit dem Vermerk "verheiratet mit Volljüdin" bedeutete auch nach Goebbels Ankündigung eines "totalen Kriegs" ihm und seiner (im ungarischen Exil befindlichen) Frau Blanca Schutz und Freiheit, quasi Immunität vor Verfolgung, Haft, Terror, Deportation und Tod.

Insgesamt befanden sich auf dieser sogenannten Gottbegnadeten-Liste 1041 Personen; darunter 280 Schauspieler, 227 Schauspielerinnen, 78 Drehbuchschreiber, 18 Autorinnen und 35 Regisseure. Alle waren für das Propagandaministerium "unerlässlich". Dass Hans Moser auf der Liste zu finden war, hatte er Adolf Hitler persönlich zu verdanken. (Seine Fans kann man sich nicht aussuchen. Quod erat demonstrandum!) Moser wie auch seine Frau überlebten jedenfalls – allerdings getrennt voneinander und ab dem "Anschluss" Österreichs an Deutschland bis zum Untergang des sogenannten "Tausendjährigen Reiches" in ewiger Angst.

Ausgehend von den "Nürnberger Rassengesetzen", die 1935 in Kraft traten, untersuchte Historikerin Evelyn Steinthaler Beziehungen prominenter Paare und wie unterschiedlich deren Umgang mit dem öffentlichen Druck war. In "Mag's im Himmel sein, mag's beim Teufel sein" trifft man Heinz Rühmann und Herta Feiler, Joachim Gottschalk und Meta Wolff, Kurt Weill und Lotte Lenya sowie Hansi Burg, die in wilder Ehe mit dem Superstar des deutschen Kinos, Hans Albers, zusammenlebte, sowie viele ihrer Weggefährten. Steinthaler berichtet vom Einfluss der Politik in einem totalitären Staat auf das Private, von Grenzen der Zuneigung durch politisch beeinflusste Karriereplanung, von Anpassung, Opferbereitschaft, selbstverständlicher Liebe.

Welchen Schikanen waren Paare ausgesetzt, die interkonfessionell, oder wie es in der NS-Diktion hieß, "gemischtrassig" verheiratet oder liiert waren und die im Rampenlicht standen? Wer waren jene Stars, die in Propagandafilmen des NS-Regimes mitspielten, vom Kriegsalltag ablenkten, gleichzeitig um ihre Liebe kämpften oder diese um der Karriere willen aufgaben. (Gregor Auenhammer, 18.6.2019)