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Im Norden Norwegens scheint im Sommer auch nachts die Sonne, deswegen brauche es keine Uhren, findet eine lokale Initiative. Die verrückte Idee habe einen ernsten Hintergrund: Uhren würden Zeit nehmen, statt sie zu schenken.

Foto: Reuters/Francois Lenoir

Oslo – Eine nordnorwegische Insel will die auf ihr geltende Zeit abschaffen. Weil Sommarøy im Sommer von der Mitternachtssonne gesegnet sei und die Sonne knapp 70 Tage nicht untergeht, bemühe sich die Insel darum, offiziell als erste zeitfreie Zone anerkannt zu werden, sagt Kjell Ove Hveding von der entsprechenden Initiative. Weil es immer hell sei, müsse man nicht so genau wissen, wie spät es gerade ist.

"Wenn du im Norden Norwegens lebst, macht es keinen Sinn, über Zeiten fürs Abendessen oder irgendeine andere Zeit zu reden", sagt Hveding. "Uns wird beigebracht, abends ins Haus zu gehen und um 21 Uhr fernzusehen. Wir denken darüber gar nicht nach. Aber warum soll man um 17 Uhr essen, wieso nicht erst um 22 Uhr? Lasst uns um Mitternacht Fußball spielen, warum nicht?" Zeitliche Begrenzungen gebe es so nicht.

Mitternachtssonne macht Uhren überflüssig

Sommarøy (deutsch: "Sommerinsel") liegt bei Tromsø im hohen Norden Norwegens. Für die rund 350 Bewohner der Insel verschwindet die Sonne vom 18. Mai bis zum 26. Juli nicht hinter dem Horizont, sagt Hveding. Das sorge dafür, dass Kinder auch mitten in der Nacht draußen spielen und Hausbesitzer ihre Fassaden auch mal nachts streichen. "Die Mitternachtssonne macht Uhren bei uns überflüssig."

Hveding räumt ein, dass es sich um eine durchaus verrückte Idee handle. Diese habe aber einen ernsten Hintergrund: "Wir haben mehr und mehr darüber diskutiert, wie unsere Uhr uns Zeit nimmt, anstatt sie uns zu schenken", sagt er.

Während Verliebte anderswo Schlösser an Brückengeländer hängten, täten dies manche auf Sommarøy nun mit ihren Uhren. Und die Idee nimmt immer konkretere Züge an: Eine Petition wurde unterzeichnet, Hveding überreichte sie vor wenigen Tagen einem Parlamentsmitglied. Ob die Regierung in Oslo dem Ganzen zustimmt? Das ist noch unklar, aber unwahrscheinlich. (APA, dpa, red, 19.6.2019)