So sah das Gebäude in der Karolinengasse im vierten Bezirk vergangenen Sommer nach dem Abbruchstopp aus.

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Und so, nachdem die Abbrucharbeiten im Jänner kurzfristig weitergegangen waren.

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Seit fast einem Jahr schauen Anrainer des früheren Gasthauses Sperl in Wien-Wieden auf eine Ruine. Dort, wo früher die Gäste ein- und ausgingen, sollen Luxuswohnungen entstehen, das Haus soll dafür abgerissen werden. Dem Eigentümer der Liegenschaft kam bei seinem Vorhaben vor gut einem Jahr aber eine Gesetzesänderung in die Quere. Der im Juni begonnene Abbruch des Hauses wurde mit dem Inkrafttreten Anfang Juli gestoppt: Abbrüche von Häusern, die vor 1945 errichtet wurden, müssen seither durch die MA 19 (Architektur und Stadtgestaltung) bewilligt werden.

Das durch die hastig durchgeführten Abrissarbeiten schon schwer beschädigte Haus wurde durch die MA 19 als erhaltungswürdig eingestuft. Der Eigentümer zog vor das Verwaltungsgericht. Er interpretierte einen Beschluss des Gerichts aus dem Jänner dann recht eigenwillig: In dem Bescheid kam man zu dem Schluss, dass der Bescheid der MA 37 (Baupolizei), den Abbruch einzustellen, nicht korrekt ergangen sei. Der Eigentümer setzte daraufhin den Abbruch fort.

Verwaltungsstrafverfahren läuft

Nur Stunden später stoppte die Baupolizei den Abbruch erneut – und kündigte ein strafrechtliches Vorgehen gegen den Eigentümer an. Ein Verwaltungsstrafverfahren bei der MA 64 dazu läuft derzeit laut Baupolizei. Der Strafrahmen für die Missachtungen von behördlichen Baueinstellungen und Abbrüchen von Gebäuden ohne Bewilligung liegt bei 100.000 Euro.

Der Eigentümer, der das Haus vor etwa einem Jahr um fast sechs Millionen Euro erwarb, weiß davon laut seinem Pressesprecher aber noch gar nichts. Vor wenigen Tagen bekam er allerdings den Bescheid der Baupolizei, dass das Haus jetzt offiziell abgerissen werden darf. Von dem Gebäude seien nur noch untergeordnete Teile vorhanden, heißt es vonseiten der Baupolizei, auch die MA 19 habe festgestellt, dass bei den verbliebenen Resten kein Interesse an der Erhaltung aus Stadtbildsicht besteht.

Wann der Abbruch fortgesetzt wird, ist derzeit beim Eigentümer, der Chez Karoline GmbH, aber noch offen. (Franziska Zoidl, 19.6.2019)