Hyänen findet man heute nur noch in Afrika und im Südwesten Asiens, von der Arabischen Halbinsel bis nach Indien. Das ist der Überrest eines Verbreitungsgebiets, das in früheren Zeiten erheblich größer war: Hyänen gab es mit Dutzenden verschiedenen Arten auch in Europa, Nordasien und Nordamerika.

Nun berichten US-Forscher, dass die fleischfressenden Katzenverwandten einst sogar in der Arktis vorkamen. Das belegt der Fund von zwei Zähnen im Yukon Territory von Kanada. Die Entdeckung wurde im Fachjournal "Open Quarternary" präsentiert. Der ursprüngliche Fund erfolgte eigentlich schon in den 1970er Jahren. Allerdings lagen die Zähne seitdem unbeachtet in den Beständen des Canadian Museum of Nature in Ottawa, ehe Jack Tseng von der University at Buffalo darauf aufmerksam wurde.

Die laufende Hyäne

Das Tier, von dem die Zähne stammen, ist sogar ein alter Bekannter: Hyänen der ausgestorbenen Gattung Chasmaporthetes unterschieden sich von ihren Verwandten durch ihren schlanken Körperbau und die langen Beine – sie waren offenbar schnelle Läufer. Tseng vermutet, dass die Tiere in der Arktis Jagd auf eiszeitliche Rentier- oder Pferdeherden machten. Sie hatten keine breiten Backenzähne zum Knochenknacken, aber dafür scharfe Reißzähne.

Chasmaporthetes war einst extrem weit verbreitet: von Afrika und Europa über Asien bis nach Nordamerika. Bisher hatte man nur im Süden der USA Fossilien dieser Tiere gefunden. Das Exemplar aus dem Yukon Territory schließt somit eine Lücke und legt nahe, dass die Hyänen über die Landbrücke Beringia nach Nordamerika gekommen sind.

Alles geht einmal zu Ende

Genauer gesagt muss es eine frühere Ausgabe von Beringia gewesen sein als die eiszeitliche, die unter anderem Menschen und Bisons nach Nordamerika brachte. Die ältesten Hyänenfossilien Nordamerikas sind nämlich schon fünf Millionen Jahre alt, die nun untersuchten Funde dürften etwa 1,4 Millionen Jahre alt sein.

Damit stammt der Fund aus der Spätphase der Hyänenverbreitung in Nordamerika. Anders als bei vielen anderen Großtieren des Kontinents besteht aber definitiv kein Verdacht, dass der Mensch an ihrem Aussterben schuld sein könnte: Die Hyänen verschwanden bereits vor einer bis einer halben Million Jahre aus Nordamerika. Möglicherweise wurden sie von anderen Raubtiergruppen verdrängt. (jdo, 23. 6. 2019)