In anderen Erdteilen ist mobiles Bezahlen schon wesentlich stärker verbreitet, aber auch in Österreich ist der Trend dazu bereits deutlich erkennbar.

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Bezahlen heißt in Österreich traditionell Bargeld oder Bankomatkarte – in letzter Zeit auch mit komfortabler NFC-Funktion für kontaktlose Transaktionen. Bisher, denn die hohe Durchdringung mit Smartphones und der Trend zum Onlinehandel wird diese Tradition selbst hierzulande bals überrollen. Das belegt auch eine Studie, die der Kartenanbieter Mastercard heuer gemeinsam mit dem Marktforscher Ipsos zum zweiten Mal durchgeführt hat.

Demzufolge können sich 62 Prozent der Österreicher vorstellen, auch das Smartphone zum Bezahlen mit Karte, diese wird in dem Gerät gewissermaßen hinterlegt, zu verwenden. Das ist ein Anstieg um 17 Prozentpunkte gegenüber der ersten Umfrage im Jahr 2016. "Die Zahlen belegen eindeutig: Österreich ist am Weg zum mobilen Bezahlen", folgert Christian Rau, Österreich-Chef bei Mastercard. "Wir werden in den nächsten Jahren einen rasanten Anstieg der Nutzung sehen."

Überzeugungsarbeit nötig

Dazu muss Rau allerdings noch Überzeugungsarbeit leisten: Denn derzeit nutzen nur acht Prozent eine mobile Geldbörse am Handy, unter den Nicht-Nutzern von mobilen Bezahlmöglichkeiten geben 53 Prozent der Befragten Sicherheitsbedenken als Grund an. "Zahlen muss noch sicherer werden, das ist auch ein echtes Kundenbedürfnis", folgert Rau – und kündigt für September mit dem Inkrafttreten der neuen EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 an, den Usern ihre "Berührungsängste nehmen" wollen. Und zwar wortwörtlich, denn dann sollen Verfahren zur biometrischen Identifikation wie durch Fingerabdruck auf dem Handy oder Gesichtserkennung für mehr Sicherheit sorgen.

Zudem preist Rau die Bequemlichkeit des Vorgangs: Bei einem Onlinekauf melde sich Sekunden später das Smartphone, "reinschauen oder Finger drauf und fertig", sagt Rau. "Der Trend geht eindeutig in Richtung Biometrie." Zuvor müssten sich Kunden bei ihrer Bank als Vertragspartner dafür einmalig registrieren lassen.

Banküberweisung bevorzugt

Derzeit ist im Online-Shopping für 61 Prozent die Banküberweisung die bevorzugte Zahlungsmethode. Noch, wenn es nach Rau geht, denn: "Desktop-Browser-Banking ist über dem Zenit." Zweiliebste Online-Zahlungsart der Österreicher ist mit 54 Prozent die Kartenzahlung. Dafür hat Mastercard mit der neuen Debitkarte, die im Grunde eine Bankomatkarte ist mit 16-stelligem Zahlencode, der sich auch für Eingabefelder von Kreditkarten eignet, eine Lösung parat. "Jeder soll so bezahlen, wie er will", sagt Rau. Derzeit rollen gerade die Erste Bank und die Sparkassen die Karte unter ihren Kunden aus, mit anderen Geldhäusern befinde man sich in Verhandlungen.

Konsumenten in Österreich steht zwar seit Kurzem das mobile Zahlsystem Apple Pay zur Verfügung, allerdings nur Apple-Usern und das sind hierzulande bloß 27 Prozent der Smartphone-Besitzer. Bitte warten, heißt es indes auf Google Pay für Nutzer des Betriebssystems Android. Währenddessen haben sich im Juni sechs europäische Bezahldienste mit Alipay, der Payment-Lösung des chinesischen Onlinehändlers Alibaba zusammengeschlossen zu einer europäischen Mobile-Payment-Initiative. Mit an Bord ist übrigens auch Bluecode – zwar offiziell ein Schweizer Unternehmen, bei dem im Hintergrund das meiste aber in Österreich abläuft.

Kooperation mit Alipay

Ziel der Kooperation ist es, die Einschränkungen bisher nationaler Lösungen zu verringern und Smartphone-Zahlungen zwischen den teilnehmenden Anbietern und Händlern kompatibel zu machen. Dazu soll ein einheitliches QR-Format für mobiles Bezahlen etabliert werden, wie es Alipay bereits in anderen Ländern einsetzt. Abhängigkeit von dem chinesischen Partner befürchtet Bluecode-Chef Christian Pirkner jedoch nicht: Man habe schriftlich vereinbart, das alle Partner das QR-Format unbeschränkt und kostenlos nutzen dürften. Nun müssten noch Akzeptanzverträge zwischen Händlern und Zahlungsdienstleistern geschlossenwerden, damit noch "in diesem Jahr erste länderübergreifende Zahlungen möglich sind".

Und was kommt nach mobilen Bezahlen? Mastercard-Manager Rau hat Sprachsteuerung als Benutzerschnittstelle, wie etwa bei Amazons Smart Speaker Alexa, auf der Rechnung. Laut Analysen würden bis 2023 mehr Geräte mit Voice Assistance als Tablets in Benutzung sein und auch eine Stimme sei ein biometrisches Merkmal. Zwar räumt Rau noch Kinderkrankheiten in diesem Bereich ein, ist aber der Meinung: "Perspektivisch geht es dahin." (Alexander Hahn, 23.6.2019)