Seine Fans mögen es laut: Mit Bravorufen in Chorstärke dankten sie Emanuel Ax für seinen Klavierabend im Konzerthaus.

Der in Lemberg geborene und in den USA ausgebildete Pianist ist hingegen eher ein Freund der leisen Töne: Oft agierte Ax bei seinem Recital im Mozart-Saal mit der Dezenz eines Liedbegleiters, deckelte die dynamischen Höhepunkte.

In seinen gediegen gearbeiteten Interpretationen war das Stimmengeflecht fast immer ideal ausbalanciert, nur die rechte Hand werkte im Fortissimo zu welk und brustschwach.

Beim Chopin (Nocturne op. 62/1, drei Mazurkas op. 50) bewies sich der 70-Jährige als kundiger, uneitler Erzähler. Auf Grandezza wartete man in der Grande Polonaise brillante in Es-Dur op. 22 leider vergeblich. Den hitzigen Überschwang der Romantik in Schumanns Fantasiestücken op. 12 kanalisierte Ax in wohltemperierte Kanäle.

Zumeist waren es die Ruhemomente, die lyrischen Themen, die am Dienstagabend besonders fesselten – auch bei Brahms' Rhapsodien op. 79.

Bei Maurice Ravels Valses nobles et sentimentales enttäuschte der eckige, espritfreie erste Walzer, dann wurden die Dinge eleganter und tänzerischer.

Interessant interpretierte er auch George Benjamins Piano Figures (2006). Schumanns C-Dur-Arabeske, die erste von zwei Zugaben, gelang Ax besonders zauberhaft: mit feinfühliger Poesie. (Stefan Ender, 20.6.2019)