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Die Geretteten dürfen die Sea Watch 3 nicht in Italien verlassen. (Archivbild von Jänner)

Foto: REUTERS/Guglielmo Mangiapane/File Photo

Rom/Madrid – Auch am Weltflüchtlingstag lässt Italien nicht von seiner Politik der geschlossenen Häfen ab. Seit fast einer Woche befindet sich das private Rettungsschiff Sea Watch 3 mit 43 geretteten Menschen an Bord vor der Insel Lampedusa.

In einer Videobotschaft via Twitter meldete sich am Donnerstag die Kapitänin des Schiffs, Carola Rackete, zu Wort. Sie erzählte von dehydrierten Menschen, und dass sich das Schiff auf hoher See stark bewege. Eine Einfahrt in italienische Hoheitsgewässer ist ausgeschlossen, weil Italiens Regierung seit kurzem Seenotretter, die ohne explizite Erlaubnis einfahren, mit hohen Geldstrafen bedroht. Zwischen 10.000 und 50.000 Euro können diese betragen. Um sicherzustellen, dass die Besatzung der Sea Watch 3 über das neue Dekret Bescheid weiß, wurde sogar ein Boot der italienischen Finanzpolizei zu den Rettern geschickt.

Die Kapitänin der Sea Watch 3 via Twitter.

Zehn Menschen an Land gebracht

Kapitänin Rackete fordert Italien auf, einen Hafen für die geretteten Menschen zu öffnen. Zehn Personen sind bereits von den italienischen Behörden als medizinische Notfälle an Land gebracht worden. Hilfsorganisationen und das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR unterstrichen, dass Libyen laut Seerecht kein sicherer Ort sei und man Gerettete dorthin nicht zurückbringen könne.

Doch der italienische Innenminister Matteo Salvini bekräftigte am Donnerstag, dass die Häfen des Landes geschlossen bleiben. Er veröffentlichte auf Facebook eine Erklärung, wonach jene Menschen, die "vor Krieg flüchten, nach Italien reisen können und müssen, ohne sich Menschenhändlern oder Piratenschiffen anvertrauen zu müssen".

Zuvor hatten sich bereits mehrere deutsche Städte im Rahmen des Bündnisses "Städte sicherer Hafen" bereiterklärt, die Geretteten aufzunehmen. "Auch Kiel steht bereit", bekräftigte der Oberbürgermeister der norddeutschen Stadt diese Woche in einer Presseaussendung.

Mehrere Tote vor Spanien

Vor Spanien sind indessen 22 Menschen gestorben, während sie versuchten, Europa zu erreichen. Das berichtete die Zeitung El País. In dem Bericht werden gerettete Flüchtlinge und Migranten zitiert, die sich mit ihnen auf einem Boot befunden haben sollen. Laut deren Erzählungen seien sie im Nordosten Marokkos gestartet. Die Leichen der Gestorbenen hätten sie über Bord geworfen, wobei die genauen Todesursachen noch im Unklaren liegen. Die überlebenden Flüchtlinge und Migranten wurden von der spanischen Küstenwache gerettet. Die Einsatzkräfte sahen keine Leichen im Wasser und sprachen deshalb nur von 22 vermissten Personen, nach denen gesucht werde.

Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) starben seit Jänner 569 Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer oder gelten als vermisst. Seit 2014 wurden von der IOM im Mittelmeer mehr als 15.000 Tote registriert. Weniger als jeder Dritte kann später identifiziert werden. (bbl, 20.6.2019)