Die neuen Spannungen, die sich infolge des Streits um den Abschuss einer US-Militärdrohne ergeben, haben den Ölpreis am Donnerstag nach oben getrieben. Ein Barrel (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent und ein Barrel US-Leichtöl verteuerten sich um gut drei Prozent. Gestützt wurden die Preise von Rückgängen bei den US-Lagerbeständen, die stärker als erwartet ausfielen. Auch die Aussichten auf eine Verlängerung der Förderbremse bewegten die Investoren zu Käufen. Die Mitglieder des Ölkartells Opec und Russland treffen sich in den ersten Julitagen, um über ihr weiteres Vorgehen zu beraten.

Für die Ölmärkte spielt der Iran wirtschaftlich keine allzu große Rolle. Er ist das weltweit sechstgrößte Förderland, mit einem Anteil von knapp fünf Prozent der Ölproduktion aber keineswegs dominant. Was dazukommt: Seit der Ankündigung der Iran-Sanktionen durch die USA vor einem Jahr ist eine Fördermenge von 1,7 Millionen Fass pro Tag vom Markt verschwunden, was aber keine größeren Folgen hatte. Nicht zuletzt sind die USA in der Zwischenzeit zum Nettoexporteur aufgestiegen und kompensieren den Ausfall des Iran als Öllieferant für Europa.

"Auf komfortablen Niveau"

So kam es, dass sich das Ölkartell Opec gemeinsam mit Russland und anderen Partnerstaaten sogar darauf verständigte, die Produktion zu drosseln, um den Preis zu stützen. Die Internationale Energieagentur befand kürzlich, die Produktionskapazitäten seien "auf einem komfortablen Niveau" und die Märkte angemessen versorgt. Ein akuter Mangel ist somit nicht zu befürchten, zumal Saudi-Arabien nicht uneigennützig versprochen hat, den iranischen Kunden ihre Ölbestellungen zu ersetzen. Auch der Handelskonflikt zwischen den USA und China drückt auf die Nachfrage.

Wohl bedeutsam ist der Iran für den Ölmarkt wegen der politischen Spannungen. Ein Konflikt in der Region würde den Preis stark nach oben treiben, weil auch die Exporte anderer Golfstaaten gefährdet wären. Dazu kommt die finanzielle Bedrohung Teherans. Das Regime finanzierte sich einst zu gut einem Drittel aus Ölexporten. (red, 21.6.2019)