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Bisher US-Botschafterin in Kanada: Kelly Knight Craft.

Foto: APA / AFP / Getty Images / Stefani Rey

Es ist ein Bild der Idylle, in dem sich Kelly Knight Craft präsentiert. Das von ihr veröffentlichte Video schildert die Jugend auf einer Farm im ländlichen Kentucky, lobt ihren Vater, einen Tierarzt, lässt dessen Vergangenheit als Politiker der Demokraten aber geflissentlich aus. Vor allem aber will Knight Craft zeigen: Ich bin eine Frau aus dem Volk, begeistere mich für Basketball und die Natur, und werde eine zugängliche Botschafterin sein. Was wie in US-Kampagnenvideo aussieht, wurde vor zwei Jahren auf Facebook veröffentlicht, Knight Craft wollte sich damit als neue diplomatische Vertreterin der USA in Kanada vorstellen. Nun erschien die 57-Jährige zu Anhörungen vor dem Senat: US-Präsident Donald Trump hat sie als neue Botschafterin der USA bei den UN vorgeschlagen.

Und in dieser Rolle ist sie alles andere als unumstritten: Denn Knight Craft hat sich, anders als ihr Vater, den Republikanern zugewandt, für die sie seit mehr als einem Jahrzehnt eine tragende Rolle als Großspenderin spielt. Zudem vermische sie gern private mit politischen Interessen: Ihr erster Mann David Moross, Chef einer Private-Equity-Gesellschaft, soll ebenso von den Verbindungen profitiert haben wie ihr nunmehriger, dritter, Gatte Joe Craft, der Chef einer US-Kohlefirma ist.

128-mal im Privatjet nach Hause

Vor allem aber mehrt sich Kritik, weil Crafts schneller Aufstieg in Trumps Außendienst nicht von diplomatischem Erfolg begleitet war. Die Zeit in Kanada, so heißt es, war vor allem von ihrer Abwesenheit gekennzeichnet, Kontakt mit Kanadiern habe sie kaum gesucht. Binnen zwei Jahren reiste sie 128-mal im Privatjet zwischen Ottawa und den USA hin- und her.

Die zweifache Mutter verteidigte sich mit Verweis auf Pflichten, die sich aus örtlicher Trennung von Arbeit und Familie ergeben. Die Demokraten sahen es als Indiz für fehlendes Umwelt-Gewissen. Den Verdacht hatte Knight Craft, die Energie-Aktien im Wert von 63 Millionen Dollar besitzt, genährt, als sie 2017 sagte, in Sachen Klima hätten "beide Seiten der Wissenschaft" Recht. Vor dem Senat sagte sie nun: Die Erderwärmung sei menschgemacht. Gehe es in den UN um Kohlefragen, wolle sie sich enthalten.

Das Zugeständnis wäre vermutlich nicht nötig: Immerhin hat Knight Craft seit Jahren Großspenden an Republikaner im Senat überwiesen, auf deren Stimmen sie zählen kann. Am Urteil der US-Zeitschrift Foreign Policy ändert die Zustimmung nichts: Knight Craft sei die "unqualifizierteste UN-Botschafterin seit je". (Manuel Escher, 20.6.2019)