Teamchef Werner Gregoritsch und Sandro Ingolitsch.

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Udine – Österreichs U21-Nationalteam hat die gute Ausgangsposition im Kampf um einen Platz im EM-Semifinale aus der Hand gegeben. Nach der 1:3-Niederlage gegen Dänemark ist der Aufstieg in weite Ferne gerückt. "Fehlende Frische" wurde von vielen als Hauptgrund für die erste Niederlage in der zweiten Partie genannt. Zudem war der vergebene Elfmeter von Christoph Baumgartner großes Thema.

Der erst in der 67. Minute eingetauschte 19-jährige Mittelfeldspieler trat in der 73. Minute nach Foul an Sascha Horvath an und scheiterte an Dänemark-Goalie Daniel Iversen. Was die Sache noch bitterer machte, war, dass Baumgartner nicht als Elferschütze eingeplant war. Der als Nummer eins vorgesehene Marko Kvasina war bereits ausgetauscht, der dahinter gereihte Horvath wurde bei der Aktion gefoult und könnte gemäß dem ungeschriebenen Gesetz, dass der Gefoulte nicht antreten soll, verzichtet haben. Als dritter Spieler wäre Kevin Danso vorgesehen gewesen.

"Er war sich sicher, dass er das Tor macht"

Nach Spielschluss konnte die Situation nicht aufgeklärt werden. Auch Teamchef Werner Gregoritsch tappte im Dunkeln. "Wir haben ganz klar eine Einteilung gehabt, ich habe aber noch nicht nachgefragt, was passiert ist", sagte der 61-Jährige. Baumgartner hatte sich den Ball ziemlich rasch geschnappt. "Er war sich sicher, dass er das Tor macht. Du kannst da von außen nicht einwirken", meinte Gregoritsch.

Baumgartner erlebte damit extrem bittere erste U21-EM-Minuten. "Er ist eines der größten Talente. Dass es danebengeht, war für uns alle keine schöne Sache, aber in erster Linie für ihn selbst. Es wird ihm eine Lehre sein fürs Leben", sagte der Steirer. Auf das Talent verbal hinhauen wollte er nicht. "Messi, Pele oder Baggio im WM-Finale ist das schon passiert. Es wäre fatal, den Spieler zu verdammen, ein Spieler ist sicher nicht der Sündenbock für die Niederlage", erläuterte Gregoritsch, der die Sache mit seinen Spielern "noch genau" besprechen wollte.

Einer davon ist Xaver Schlager, der der vergebenen Chance nachtrauerte. "Baumi hat sich gut gefühlt, ist mit viel Selbstvertrauen hingegangen, hat ihn aber nicht gemacht. Es ist blöd gelaufen, er wird daraus lernen und ihn nächstes Mal reinhauen", sagte der Salzburg-Mittelfeldspieler.

"Wir haben nicht die Frische gehabt"

Das war aber keinesfalls der Hauptgrund für die Niederlage. Die ÖFB-Elf konnte bei der defensiven Stabilität nicht an den 2:0-Sieg gegen Serbien anschließen. Dänemark, das auch zwei Aluminiumtreffer verzeichnete, hätte früher den Sack zumachen können. "Wir haben nicht die nötige körperliche und geistige Frische und Aggressivität gehabt, sind nicht in der Lage gewesen, richtig dagegenzuhalten", resümierte Gregoritsch. Man musste die Rechnung für den hohen Aufwand im Auftaktspiel bezahlen.

Zudem konnte man den Ausfall von Hannes Wolf nicht kompensieren. Kvasina wurde nach einer farblosen Vorstellung nach 55 Minuten ausgetauscht. "Ihm ist leider nichts gelungen", so Gregoritsch. Ein Sieg hätte trotzdem herausschauen können, wenn Baumgartner den Elfmeter verwandelt hätte. "Deshalb ist die Niederlage sehr bitter", so Gregoritsch.

Verdient war sie allemal. "Wenn wir den Elfmeter machen, gewinnen wir wahrscheinlich das Spiel, aber aufgrund der Leistung war es eine verdiente Niederlage", gab sich Sandro Ingolitsch als fairer Verlierer. Der Rechtsverteidiger wirkte ratlos. "Es hat bei dem einen oder anderen so gewirkt, dass er ein bisschen lasch und müde ist."

"Die Dänen haben uns sehr gut analysiert"

Der ungewohnte Drei-Tage-Spielrhythmus war laut Gregoritsch ein Faktor. Ein anderer war die Leistung der technisch und spielerisch starken Dänen, bei denen Genks Joakim Maehle mit einem Doppelpack (33., 77.) herausragte. "Die Dänen haben uns sehr gut analysiert und den Matchplan perfekt umgesetzt", lobte Ingolitsch.

Österreich schaffte das vielleicht auch deshalb nicht, da einige Akteure damit begonnen hatten, mit dem Semifinale zu spekulieren. "Ich glaube nicht, dass das wen gehemmt hätte, sondern eher motiviert", betonte Ehrentorschütze Philipp Lienhart. Der Aufstieg ist nun plötzlich weit entfernt.

Österreich muss darauf hoffen, dass die ausgeschiedenen Serben gegen Dänemark punkten, dann würde jeder Sieg gegen die Deutschen für das Weiterkommen reichen. Sollte Dänemark siegen, müsste Österreich mit drei Toren Unterschied gegen Deutschland gewinnen.

"Ich muss einfach versuchen, die Mannschaft aufzurütteln", sagte Gregoritsch. Die hat noch nicht resigniert. "Die Chance lebt noch, das wissen wir alle. Jetzt heißt es den Blick nach vorne zu machen, den Kopf hochzunehmen, und weiter geht es", meinte Innenverteidiger Stefan Posch. Gespielt wird am Sonntag (21 Uhr) wieder in Udine. (APA, 21.6.2019)