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Google will den Vorwurf der unerlaubten Kopie von Liedertexten nicht so einfach auf sich beruhen lassen.

Foto: Charles Platiau / AP

Einen schweren Vorwurf erhob Anfang der Woche der auf Songtexte spezialisierte Anbieter Genius: Google habe Liedertexte einfach von der eigenen Webseite kopiert und widerrechtlich Google-Usern angeboten – und zwar direkt in der Suche und ohne Quellenangabe. Dies habe man über versteckte Kennzeichnungen im Text klar nachweisen können. Ein Vorwurf, den Google allerdings nicht so auf sich sitzen lassen will.

Erklärung

Google übernehme generell keinerlei Songtexte direkt von irgendwelchen Webseiten, betont das Unternehmen in einem Blogposting. Die Anzeige von Liedertexten werde durch eine Kooperation mit der Firma LyricFind möglich, die entsprechende Inhalte lizenziert habe. Insofern könne man auch nichts zur Frage, wie es zu auffälligen Ähnlichkeiten im Genius-Angebot und den Ergebnissen der Google-Suche, komme, beitragen. Man habe die eigenen Partner aber um Klärung der Problematik gebeten. Um weitere solche Missverständnisse zu verhindern, wolle man künftig aber klarer kennzeichnen, aus welcher Quelle angezeigte Liedertexte kommen.

Deutlichere Worte

Bei LyricFind selbst gibt man sich weniger diplomatisch und übt scharfe Kritik an dem ursprünglichen Bericht des Wall Street Journals. Dessen Autor habe den Vorwurf gegen Google erhoben, obwohl er vor der Veröffentlichung bereits informiert gewesen sei, dass die Daten in Wirklichkeit von LyricFind geliefert werden, und nicht wie behauptet von Google "geklaut" werden, wie dann im Bericht behauptet wird. Auch sonst seien viele bekannte Details ausgelassen worden.

So weist LyricFind die Vorwürfe von Genius vollständig zurück: Die eigene Datenbank setze sich aus vielen Quellen zusammen, Genius habe man hier aufgrund früherer Erfahrungen explizit ausgenommen. Aber natürlich könne man nicht ausschließen, dass andere Inhaltsprovider hier Kopien erstellt hätten, die man dann indirekt übernommen habe. Man habe nach der ersten Information durch das WSJ denn auch angeboten, die umstrittenen Liedertexte aus der eigenen Datenbank zu entfernen. Ein Angebot, auf das Genius bis heute nicht eingegangen sei. Zur Einordnung: es um 100 umstrittene Texte aus einem Angebot von insgesamt 1,5 Millionen.

Rechtsfrage

Zudem zweifelt LyricFind auch generell den Rechtsanspruch von Genius an: Das Copyright auf die Texte liege nämlich bei den Künstlern – und nicht bei irgendeinem Drittunternehmen, das diese abschreibt. Entsprechend habe man selbst Lizenzverträge mit Studios und Rechteinhabern geschlossen, um den eigenen Dienst legal anbieten zu können.

Ein schlechtes Licht auf den Bericht des Wall Street Journals wirft aber noch ein weiteres Detail: Werden die Daten von LyricFind doch auch von vielen anderen großen Unternehmen genutzt – darunter Microsofts Suchmaschine Bing oder Amazon Music. Auch dort finden sich also die umstrittenen Texte. Eine Nachfrage, warum man sich daran nicht stößt, wollte Genius nicht beantworten. (apo, 21.6.2019)