Foto: APA/EXPA/SEBASTIAN PUCHER

PRO: Eine Bühne für uns allein

von Olivera Stajic

An diesem Wochenende wird es auf dem Donauinselfest zum ersten Mal einen "Frauenbereich" geben. Auf der Ebner-Eschenbach-Bühne treten ausschließlich Künstlerinnen auf. Auf dem Nova Rock Festival gab es heuer, ebenso zum ersten Mal, einen eigenen Campingbereich nur für Frauen. Ob nun als frauenbestärkende Maßnahme oder als Schutz gedacht, in beiden Fällen haben abgetrennte Frauenräume auch im Jahr 2019 ihre Berechtigung.

Exakt 90 Jahre ist es her, dass Virginia Woolf "A room of one's own" forderte. Woolf meinte sowohl den realen Raum als auch einen gleichberechtigten Anteil am öffentlichen Diskurs und in der Kulturproduktion. Die zweite Frauenbewegung Ende der 1970er-Jahre griff Woolfs Thesen auf: Gegen die Männerdominanz in allen Lebensbereichen wurden Frauenräume errichtet.

Ob Frauencafés, Programmierkurse für Mädchen oder Frauenhäuser: Reine Frauenräume sind und waren Orte, an denen sich Frauen nicht an männlich dominierte Strukturen anpassen müssen. Es klingt paradox, aber die Separation macht die Frauen oft auch sichtbarer. Ein reines Frauen-Line-up zwingt Veranstalter, sich gezielt mit Frauenbands zu befassen. Und siehe da, mehr von ihnen bekommen eine Bühne. Dass es 2019 wegen befürchteter Übergriffe separate Schlafplätze für Festivalbesucherinnen geben muss, ist eine Schande. Eine, die dank "grrrls Camping" auf dem Nova Rock eine Diskussionsbühne bekommt. (Olivera Stajic, 21.6.2019)

KONTRA: Keine Almosen für Frauen

von Petra Stuiber

Es ist ja alles schon einmal da gewesen. Damals hieß es: Frauen brauchen Räume, um sich zu entfalten, um gestalten zu können. Fernab vom Patriarchat. Das war damals eine gute feministische Idee.

Sie hat geholfen, das zuvor Undenkbare auch umsetzen zu können – das Projekt, das Wohnhaus, die Handwerkskooperative "nur für Frauen". Endlich war frau frei von Macho-Getue und Belästigung, frei von männlicher Ellbogentaktik. Nur: Die geschaffenen Räume waren geschützt, eine eigene kleine Welt ohne großen Wirkungsradius. Während frau von der anderen, der Welt des Geldes und der Macht, noch immer nicht die ihr zustehende Hälfte bekam.

"Die Vision des Feminismus ist nicht eine weibliche Zukunft. Es ist eine menschliche Zukunft", sagte die erste Frauenministerin Österreichs, Johanna Dohnal (SPÖ), einmal. An einer solchen zu arbeiten lohnt sich allemal. Es ist aber auch frustrierend, denn Rollen- und Machtverhältnisse müssen stets neu verhandelt werden. Dohnal sagte auch: "Frauen brauchen keine Almosen." Sie haben Rechte, und sie müssen sie einfordern – auf allen Ebenen. Dazu gehört auch, dass sich Festivalbesucherinnen die Jahr für Jahr männlich dominierten Line-ups nicht länger gefallen lassen; dass sie nicht hinnehmen, dass dort "Frauen-Inseln" und "Schutzräume" mit Zäunen rundherum gebaut werden. Die Sicherheit von Frauen muss anders garantiert werden.

Die Welt gehört Frauen. Genauso wie Männern. Wenn wir das nicht begreifen, helfen weder Zäune noch Inseln. (Petra Stuiber, 21.6.2019)