Paris – Die französische Justiz hat ein Ermittlungsverfahren gegen den tschadischen Rebellenführer Mahamat Nouri wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingeleitet. Wie am Freitag aus Justizkreisen in Paris verlautete, wird dem 72-Jährigen unter anderem die Rekrutierung von Kindersoldaten vorgeworfen.

Nouri und ein zweiter Verdächtiger sollen demnach von Dezember 2005 bis Juli 2010 im Tschad und in der benachbarten sudanesischen Krisenprovinz Darfur Kämpfer zwangsrekrutiert haben, darunter auch Minderjährige.

Festnahme

Der in Frankreich im Exil lebende Gründer und Anführer der Union der Kräfte für Demokratie und Entwicklung (UFDD) war am Montag in seiner Wohnung im Westen von Paris festgenommen worden und sitzt nun in Untersuchungshaft. Die UFDD, ein Zusammenschluss mehrerer Rebellengruppen, kämpft seit Jahren gegen den Präsidenten des Tschad, Idriss Déby.

Nouris Anwältin wies die Vorwürfe der französischen Ermittler zurück. Unter seinen Kämpfern seien keine Minderjährigen gewesen, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP.

Nouri war ein Vertrauter des tschadischen Ex-Präsidenten Hissène Habré, der 1990 von Déby gestürzt wurde. Auch unter Déby gehörte er noch jahrelang der Regierung an und hatte mehrere Ministerposten inne. Von 2001 bis 2003 war er Verteidigungsminister, von 2004 bis 2006 war er Botschafter in Saudi-Arabien.

Nach Débys umstrittener Wiederwahl 2006 schloss er sich den Rebellen an, die vom Sudan aus gegen Déby kämpften. Ein Angriff auf den Osten des Tschad wurde 2006 von der Armee abgewehrt. 2008 gelang es den Rebellen kurzzeitig, die Hauptstadt N'Djamena zu erobern. Sie wurden jedoch mithilfe französischer Truppen zurückgeschlagen.

Im Tschad wurde Nouri 2008 in Abwesenheit zum Tode verurteilt. 2010 wurde er vom Sudan ausgewiesen und ließ sich nach einem Jahr in Katar in Frankreich nieder. Im Jänner 2017 ließen die französischen Behörden für ein halbes Jahr seine Konten einfrieren.