Ob als metaphorische "Europa" , "traditionell" gewandet oder mit Regenbogenfahne: Die LGBT-Szene geht in Kiew für Gleichberechtigung auf die Straßen.

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Bis zu 8.000 Menschen waren unterwegs.

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Die Polizei warf stets ein wachsames Auge auf die Demonstranten.

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Kiew – Geschützt von einem Großaufgebot der Polizei hat in Kiew am Sonntag die jährliche Gay-Pride-Parade stattgefunden. Nach Angaben der Veranstalter zogen bei dem Marsch für gleiche Rechte mehr als 8.000 Menschen durch das Zentrum der ukrainischen Hauptstadt. Erstmals schlossen sich Soldaten des ukrainischen Militärs der Parade an. Tausende Polizisen und Nationalgardisten schützten den Umzug.

Auch Politiker und ausländische Botschafter waren unter den 8.000 Demonstranten. Erstmals beteiligten sich mehrere Dutzend Soldaten und Veteranen des Konflikts zwischen Separatisten und Regierungstruppen im Osten des Landes an dem Marsch. Einige von ihnen trugen Uniformen.

Die jährliche Pride fand flankiert von Einsatzkräften statt.
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Rund 30 Militärangehörige waren es nach Angaben von Viktor Pylypenko, der die Gruppe anführte. Eigentlich hätten noch mehr schwule Soldaten teilnehmen wollen, sagte er einem Fernsehsender. Sie hätten jedoch die Front in der Ostukraine nicht verlassen können. Pylypenko betonte, das Leben schwuler Soldaten sei hart. Wegen der weit verbreiteten Homophobie könnten sie sich nicht zu ihrer Homosexualität bekennen.

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Der "Marsch der Gleichheit" findet seit 2013 statt.
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Tausend Gegendemonstranten, Homophobie weit verbreitet

Vor Beginn der Parade versammelten sich fast tausend Gegendemonstranten, die schwulenfeindliche Plakate hochhielten und Parolen wie "Ihr seid die Schande eurer Eltern" riefen. Die Anhänger rechtsextremer und christlich-orthodoxer Gruppen wurden aber von der Parade ferngehalten. Nach Polizeiangaben wurden neun Störer festgenommen. Sie sollen geplant haben, mit Fäkalien gefüllte Kondome auf die Demonstranten zu werfen. Den Festgenommenen drohen bis zu sieben Jahre Haft. Die Parade selbst verlief ohne größere Zwischenfälle.

Homophobie ist in der Ukraine weit verbreitet, es gibt immer wieder Angriffe auf Homosexuelle und Angehörige anderer Minderheiten. Anders als im Nachbarland Russland versuchen die Behörden aber durch die Genehmigung von Gay-Pride-Paraden Toleranz zu zeigen. Beobachter erkennen darin auch den Versuch, sich vom Kriegsgegner abzugrenzen.

Die Veranstalter hatten nach eigenen Angaben heuer auch den neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu der Parade eingeladen. "Leider" habe der ehemalige Schauspieler und Komiker aber nicht auf die Einladung reagiert, sagte Ruslana Panuchnyk von der Organisation KyivPride.

Der "Marsch der Gleichheit" findet nach mehreren Anläufen seit 2013 regelmäßig statt. Nur 2014 wurde er angesichts des Krieges in der Ostukraine wegen Sicherheitsbedenken der Polizei ausgesetzt. (APA, 23.6.2019)