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Foto: Reuters / Thilo Schmuelgen

Düsseldorf – Der Metro-Vorstand zeigt dem tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky die kalte Schulter. Dessen Übernahmeofferte für den Handelskonzern falle viel zu niedrig aus, kritisierte das Gremium um Metro-Chef Olaf Koch am Sonntag in einer ersten Reaktion. Es rät den Aktionären daher, bis auf Weiteres still zu halten und Kretinsky keine Aktien zu verkaufen. Kretinsky hatte zuvor angekündigt, Metro schlucken zu wollen.

Nach Angaben seiner Holding-Gesellschaft EP Global Commerce bewertet die Offerte das Düsseldorfer Unternehmen mit insgesamt rund 5,8 Milliarden Euro. "Wir sind fest davon überzeugt, dass Metro alle Voraussetzungen erfüllt, um ein langfristig erfolgreiches Unternehmen zu sein", betonte der Investor. Er wolle Metro "eine erfolgreiche zukünftige Wachstumsstrategie ermöglichen".

Kohlemagnat diversifiziert

Der unter anderem durch Investitionen in die Braunkohle reich gewordene tschechische Geschäftsmann, zu dessen Imperium der Energie- und Infrastrukturkonzern EPH gehört, war im vergangenen Jahr mit seinem Partner Patrik Tkac bei dem Handelsriesen eingestiegen und hatte damit Übernahme-Spekulationen ausgelöst.

Nun macht er Ernst. Die freiwillige Offerte beläuft sich auf 16,00 Euro für jede Stammaktie und 13,80 Euro für jede Vorzugsaktie. Dies entspreche einer Prämie von 34,5 Prozent für die Aktionäre – indes nicht auf Basis des aktuellen Aktienkurses. Vielmehr gelte dies für die Zeit vor dem Einstieg der EP Global Commerce bei Metro am 24. August 2018. Die Metro-Stammaktie, die Anfang August 2018 noch bei Kursen um elf Euro dümpelte, hatte danach auch von den Übernahmespekulationen profitiert und ging am Freitag mit 15,54 Euro aus dem Handel. Dies liegt nur knapp unter der Kretinksy-Offerte.

Der Metro-Vorstand erklärte nun, er sei fest überzeugt, dass Kretinskys "unaufgefordertes Angebot" das Unternehmen "erheblich unterbewertet und dessen Wertschöpfungsplan nicht reflektiert".

Märkte sollen weiterbestehen

Kretinsky warb auch um die Mitarbeiter der Metro: "Es gibt keine Pläne, Metro-Märkte in Deutschland zu schließen oder die Zentrale in Düsseldorf zu verlegen", versicherte er. Auch in anderen Kernmärkten sollten keine Stellen in größerem Umfang abgebaut werden. Bestehende Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge in Deutschland sollten nicht gekündigt werden. Wachstumschancen des Konzerns wolle EP Global Commerce "voll unterstützen".

Der Handelsriese mit 771 Groß-Märkten und über 150.000 Mitarbeitern blickt auf zahlreiche Umbauten zurück. Der seit 2012 amtierende Metro-Chef Koch hatte den Konzern aufgeteilt, die Elektronikhandels-Holding Ceconomy mit Media Markt und Saturn geht eigene Wege. Die Warenhauskette Kaufhof hatte Koch verkauft, die Supermarktkette Real will er veräußern – ebenso wie Anteile am China-Geschäft der Metro. Über Real laufen aktuell Gespräche mit einem Konsortium um den Immobilien-Investor Redos. Kretinsky unterstützt die Verkaufspläne.

Doch im Falle Reals gibt es Kritik. Kretinskys Firma EPH sei enttäuscht über den Stand der Transaktion, die bislang erzielte Verkaufsvereinbarung zwischen Metro und dem Konsortium spiegele aus Sicht der EPH-Gruppe weder den Marktwert der Real-Immobilien noch den Wert des operativen Geschäfts wider, hatte ein Insider Reuters gesagt. In seiner Pressemitteilung pochte Kretinsky nun auf "faire Konditionen" für Metro.

Koch muss sich auf heftigen Gegenwind einstellen. Der Metro-Chef will mit den Verkäufen Metro weiter auf das Geschäft rund um den Großhandel konzentrieren. Aktuell kämpft er mit Problemen im Russland-Geschäft, die die Ergebnisse des Konzerns belasten. (Reuters, 23.6.2019)