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Die Dividendensaison ist gestartet. Anleger dürfen sich jetzt über einen Bonus freuen. 3,2 Milliarden Euro werden heuer alleine von den 20 ATX-Unternehmen ausgeschüttet.

Foto: Reuters / Dado Ruvic/Illustration

Wenn die Zeit der Bilanzpräsentationen vorbei ist, kommt für Aktionäre der Bonusmoment. Dann wird die Dividende – das ist ein Teil des Gewinns – an sie ausgeschüttet. 3,2 Milliarden Euro werden heuer allein von den 20 Unternehmen, die im heimischen Leitindex ATX notieren, an die Anleger weitergereicht. Das ist um 17,2 Prozent mehr als im Vorjahr (2,75 Mrd. Euro) und ein neuer Rekord.

Das zweite Jahr in Folge zahlen alle 20 ATX-Unternehmen eine Dividende aus. Mit 597,4 Mio. Euro vergütet die Erste Group ihre Anleger am großzügigsten, gefolgt von OMV (571,8 Mio. Euro) und der Raiffeisen Bank International mit 305,6 Mio. Euro. In Summe haben 75 Prozent der ATX-Konzerne ihre Dividendenzahlung erhöht – zum Teil recht großzügig. Das geht aus dem Dividendenreport 2019 der Arbeiterkammer Wien hervor.

Dass sich die Dividendenpolitik der Unternehmen so gut entwickeln kann, ist eine Folge der verbesserten wirtschaftlichen Entwicklung. Sowohl im Inland als auch bei den zahlreichen internationalen Beteiligungen der ATX-Konzerne verbesserten sich in den vergangenen Jahren die Gewinne. Sowohl die Risikovorsorgen (vor allem im Finanzsektor) als auch die Wertminderungen und Abschreibungen bei Auslandstöchtern in Ost- und Mitteleuropa konnten Jahr für Jahr deutlich reduziert werden, während gleichzeitig die Gewinne gestiegen sind.

Erstmals alle mit Gewinn

Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2018/19 konnten daher auch Rekordergebnisse bei den Unternehmen erwirtschaftet werden. 60 Prozent der ATX-Unternehmen haben ihr Ergebnis im Vergleich zum Jahr davor deutlich verbessern können. Nicht nur das: "Im Jahr 2019 konnten erstmals alle ATX-Unternehmen einen positiven Konzernüberschuss erwirtschaften", erklärt Markus Oberrauter von der Abteilung für Betriebswirtschaft der Arbeiterkammer Wien, der den Dividendenreport verfasst hat.

Foto: Arbeiterkammer Wien

Die Post zahlt ihren Aktionären – gemessen am Gewinn – seit Jahren die höchste Dividende aus. Die Ausschüttungsquote liegt bei 97,8 Prozent. Damit fließt der Gewinn fast zur Gänze an die Aktionäre. AK-Experte Oberrauter sieht das allerdings kritisch. "Sieht man sich die Arbeitsbedingungen der Paketzusteller an oder die Lohnsituation, dann stellt sich die Frage, warum das Unternehmen nicht mehr in die Mitarbeiter investiert." Auch im Bereich Digitalisierung höre man immer wieder von erhöhtem Schulungsbedarf der Mitarbeiter. Potenziale, ins eigenen Unternehmen zu finanzieren, gebe es laut Oberrauter genug.

Platz zwei bei den Ausschüttungsquoten geht an Lenzing. Der Marktführer bei Spezialfasern aus Zellulose schüttet 89,1 Prozent an seine Aktionäre aus und das, obwohl im Vorjahr ein Gewinnrückgang verbucht wurde. Dennoch wird – nach der Rekorddividende des Vorjahres – das Gesamtvolumen unverändert gelassen. Neben einer stabilen Dividende von 3,00 Euro pro Aktie wird auch eine Sonderdividende von 2,00 Euro pro Aktie gewährt.

Ein Drittel als fairer Wert

Eine Ausschüttungsquote von einem Drittel des Gewinns findet Oberrauter als fair: "Unternehmen sollten es hier nicht übertreiben." Werden mehr als 50 Prozent weitergereicht, müsse man sich schon fragen, ob das notwendig ist. Sehe man sich etwa die Kreditinstitute an – im ATX notieren die Bawag, die Erste Group und die Raiffeisen Bank International -. so zeigt sich, dass die Banken ihre Gewinne im Vorjahr noch mehr steigern konnten. Insgesamt haben die drei Institute 2018 mit einem Jahresüberschuss von 3,5 Milliarden Euro (plus 21,5 Prozent) fast die Hälfte des Gewinns aller 20 ATX-Konzerne erwirtschaftet.

"In diesem Licht versteht man das lange Gezerre, das es bei den diesjährigen Kollektivvertragsverhandlungen für Bankangestellte gegeben hat, nicht", sagt Oberrauter. Das Ergebnis der KV-Verhandlungen könne sich nach den fünf Runden zwar sehen lassen, warum man die Mitarbeiter an dem Unternehmenserfolg aber nicht wirklich teilhaben lassen will, sei laut dem AK-Experten nicht verständlich.

Auch in Deutschland können die Anleger jubeln. Die Dax-Konzerne zahlen ebenfalls Dividenden in Rekordhöhe. Die Ausschüttungen steigen heuer im Vorjahresvergleich um knapp drei Prozent auf insgesamt 36,5 Milliarden Euro. Das haben die Wirtschaftsprüfer des Beratungsunternehmens EY berechnet. 15 der 30 Konzerne zahlen demnach mehr Dividende aus als je zuvor. Insgesamt erhöhen 21 Unternehmen ihre Ausschüttungen an die Aktionäre – trotz eines sich abschwächenden wirtschaftlichen Umfelds. (Bettina Pfluger, 24.6.2019)