Eine Weiß-Tanne wird für Weihnachten gefällt. Dieses Exemplar sollte es in Deutschland sogar in den Rang einer "Kanzlertanne" schaffen.
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Zürich – Trotz der Übermacht der ursprünglich aus dem Kaukasusgebiet stammenden Nordmann-Tanne (Abies nordmanniana) auf dem Markt zählt die bei uns heimische Weiß-Tanne (Abies alba) immer noch zu den beliebten Christbaum-Sorten. Forstwirten und Christbaum-Züchtern könnten daher die Erkenntnisse einer Studie zugute kommen, die nun im Fachmagazin "G3: Genes, Genomes, Genetics" veröffentlicht wurde. Forschern gelang es nämlich, das Erbgut der Weiß-Tanne zu entschlüsseln.

Laut der Studie ist das Erbgut des Baums – analysiert anhand eines Exemplars, das in der Gemeinde Birmensdorf im Kanton Zürich wächst – rund sechsmal so groß wie das menschliche Genom. 18 Milliarden Basenpaare hat ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) entschlüsselt. Die Weiß-Tanne ist erst der sechste Nadelbaum weltweit, dessen Genom entschlüsselt wurde.

Standortfrage

Studienautor Felix Gugerli verglich die Entschlüsselung des Genoms mit einem riesigen Puzzle, das man ohne Vorlage zusammensetze. Dank der Erbgutsequenz lassen sich kleine genetische Unterschiede zwischen Individuen dieser Nadelbaum-Art besser finden und vergleichen, um festzustellen, welche Bäume an welchem Standort besonders gut gedeihen, schrieb die WSL. Im Waldbau komme dieser Nadelbaumart im Zuge des Klimawandels wachsende Bedeutung zu als Ersatz für Fichten und Buchen. Die Tanne dürfte mit wärmeren und trockeneren Bedingungen besser klarkommen.

Allerdings müssen ihre jungen Triebe aufwendig durch Zäune und Plastikhüllen vor Rehen geschützt werden. Der Aufwand lohne sich eher, wenn Förster schon im Voraus anhand des Erbguts die optimalen Bäume für einen Standort aussuchen könnten.

Anwendung in der Praxis

Auch Christbaum-Züchter werden laut den Forschern vom neuen Wissen profitieren: Sie können am Erbgut bereits bei sehr jungen Weiß-Tannen feststellen, ob sie die gewünschten Eigenschaften wie lange Haltbarkeit der Nadeln besitzen. Sie müssen sie also nicht erst einige Jahre wachsen lassen, um für die Weiterzucht geeignete Individuen zu identifizieren. Möglicherweise könnte die Weiß-Tanne dank vereinfachter Zucht auch etwas Terrain in den Weihnachtsstuben von der Nordmann-Tanne zurückerobern. (APA, red, 24. 6. 2019)