St. Pölten – Rund viereinhalb Monate vor der Vergabe des Titels Europäische Kulturhauptstadt 2024 hat das Budget der St. Pöltner Bewerbung am Montag konkrete Formen angenommen. Das Land Niederösterreich und die Stadt St. Pölten wollen das Projekt jeweils mit 17,83 Millionen Euro fördern. Eine Beteiligung des Bundes in selben Ausmaß werde angestrebt, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP).

Beschlossen werden soll die Unterstützung durch das Land für den Fall der Ernennung zur Kulturhauptstadt im Rahmen der Sitzung der Landesregierung am (morgigen) Dienstag. Bereits für Montagabend wurde die entsprechende Entscheidung im St. Pöltner Gemeinderat angekündigt. Auf den Weg gebracht werden sollen dort auch ein "Zusatzbudget" von 10 Millionen Euro für Straßen und öffentliche Plätze sowie 8,5 Millionen Euro für "ein neues Kommunikationsbürgerzentrum", sagte Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) bei einer Pressekonferenz.

60 Millionen Gesamtbudget

Das Gesamtbudget für das Unterfangen Kulturhauptstadt 2024 bezifferte Mikl-Leitner mit 60 Millionen Euro – inklusive der zu erwartenden Karten- und Sponsoringerlöse sowie Drittfördermitteln. Unter anderem um Kosten für Kulturinfrastrukturmaßnahmen abzudecken, sollen nach dem möglichen Zuschlag durch die EU-Expertenjury weitere 36 Millionen Euro aufgestellt werden, getragen zu gleichen Teilen von Land, Stadt und Bund. Zusammengerechnet würden "mehr als 125 Millionen Euro" investiert, rechnete Stadler vor. Dies sei ein "gewaltiger Impuls" und eine "einzigartige und riesige Chance für die Stadtentwicklung in allen Bereichen".

Abseits des Zahlenmaterials gab es im Rahmen der Pressekonferenz auch einen kurzen Einblick in die geplanten Projekte. Herausragend sei das sogenannte Kinderkunstlabor, mit dem "junge Menschen so rasch als möglich an die Kultur herangeführt" werden sollen, sagte Mikl-Leitner. Ein Standort dafür sei noch nicht fixiert, "es sollte aber natürlich in der Innenstadt sein", erklärte Stadler. Der Klangturm sowie das Festspielhaus werden modernisiert und revitalisiert. Für die Kulturhauptstadt 2024 in Szene gesetzt werden sollen auch der Domplatz, die ehemalige Synagoge, das Stadtmuseum und das Lames-Vereinsgebäude im Sonnenpark.

"Wir wollen von einer Kulturhauptstadt-Region St. Pölten sprechen", hielt Mikl-Leitner fest. Eingebunden werden sollen etwa Stift Melk und Stift Göttweig, der Festivalstandort Grafenegg, die Schallaburg und auch die Kunstmeile sowie die neu eröffnete Landesgalerie in Krems.

Notfallplan mit regionaler Strahlkraft

Sollte es mit der Ernennung zu Europas Kulturhauptstadt nichts werden, liegt ein Plan-B in der Schublade. "Dann wird St. Pölten Kulturhauptstadt Niederösterreichs 2024 sein", betonte die Landeschefin.

So weit wollte Michael Duscher, operativer Geschäftsführer der NÖ Kulturlandeshauptstadt St. Pölten GmbH, nicht denken – er sah die Bewerbung auf Kurs. "Wir sind mitten in der Finalisierung des zweiten Bidbooks mit 100 Seiten, die wir am 11. Oktober abgeben müssen", blickte er voraus. Auch die Programmentwicklung nehme Gestalt an. Es gebe "vier verschiedene Calls", gerichtet an "große Institutionen", die Wirtschaft, Schulen sowie an die freie Künstlerszene. "Da kommen auch schon Projekte rein", erklärte Duscher.

Richtig spannend in Sachen Bewerbung wird es dann im Herbst. Am 9. November stattet die EU-Jury der Landeshauptstadt einen Besuch ab. Tags darauf oder am 11. November präsentiert sich die St. Pöltner Bewerbung Duscher zufolge den Experten, die schließlich am 12. November die Vergabe-Entscheidung bekanntgeben werden. (APA, 24.6.2019)