ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel: "Sie haben es sehr gut gemacht."

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Wien/Udine – Am Ende, das ist der ultimative Unterschied zum Anfang, steht die Bilanz. Österreichs U21-Fußballteam hat die erste EM-Endrunde in der Landesgeschichte mit Anstand absolviert. Montagvormittag erfolgte die Abreise aus Italien. Am Vorabend wurde in Udine ein 1:1 gegen Deutschland geholt. Geholt ist eine schamlose Untertreibung, die Auswahl von Teamchef Werner Gregoritsch hatte den Titelverteidiger gehörig ins Wanken gebracht, ihn phasenweise dominiert. Die Stimmung nach Abpfiff war ein Mischmasch aus Ärger und Stolz, bei den Deutschen herrschte ausschließlich Erleichterung. Die EM ist also für Österreich Geschichte, sie brachte zudem ein 2:0 gegen Serbien und ein 1:3 gegen Dänemark. Vier Punkte in Gruppe B, Halbfinale relativ knapp verpasst.

ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel sagte dem Standard: "Sie haben es sehr gut gemacht." Und er bezeichnete die Jungspunde als "Mentalitätsmonster. Sie haben als Kollektiv bestanden, den Auftrag, für jeden Gegner extrem unangenehm zu sein, erfüllt. Der Glaube an sich selbst hat mich beeindruckt. Sie haben nie vergessen, Fußball zu spielen. Nur gegen die Dänen hat es nicht ganz geklappt." Vorbildhaft sei die Reaktion nach der Enttäuschung gewesen. "Sie sind gegen Deutschland an die Grenzen gegangen, konnten zulegen, überzeugen."

Mit der medialen Aufmerksamkeit, dem Hype, ist es laut Schöttel vorerst einmal vorbei. "Einige wird man im A-Nationalteam wieder sehen, andere werden zum letzten Mal in einer Auswahl dabei gewesen sein. Es können nicht alle schaffen." Die EM sei für die meisten Kicker der Abschluss eines Lebensabschnitts gewesen. "Wenn man will, waren sie hier in Italien zum letzten Mal Jugendliche, Kinder wäre eine Übertreibung. Die Abläufe waren zwar professionell, aber doch nicht so bierernst. Keine Message-Control, und wer sich um eine Minute verspätet hat, hat sich halt um eine Minute verspätet."

Teurer Nebeneffekt

2007 verzückte Österreichs U20-Team bei der WM in Kanada mit Platz vier. Es waren die Geburtswochen einiger Karrieren, Zlatko Junuzovic, Martin Harnik, Sebastian Prödl oder Aleksandar Dragovic schafften den Durchbruch. Schöttel möchte das nicht eins zu eins mit 2019 vergleichen. "Jetzt machten bereits 23-Jährige mit, die in Deutschland Stammspieler sind. Karrieren beginnen früher, die Ausbildung hat sich verbessert." Ein Nebeneffekt ist, dass die meisten U21-Kicker für heimische Klubs wie Rapid oder Austria unbezahlbar geworden sind. "Sobald Deutschland oder England Interesse bekunden, kann man nicht mithalten."

Bei der EM in Italien waren die Jahrgänge ab 1996 teilnahmeberechtigt. Konrad Laimer oder Valentino Lazaro hätten mitmachen dürfen, taten es aber nicht. Ob mit ihnen der Halbfinaleinzug möglich gewesen wäre? Schöttel: "Müßig, darüber zu diskutieren, auch junge Fußballer brauchen Pausen. Bei Deutschland wären Leroy Sane oder Timo Werner berechtigt gewesen. Dann hätte es ganz anders ausgehen können."

Nach der EM ist vor der EM-Qualifikation, Stichtag der 1. Jänner 1998. Marco Friedl, Dario Maresic, Christoph Baumgartner Kevin Danso, Hannes Wolf (erlitt gegen Serbien einen Knöchelbruch), Maximilian Wöber und Sand Lovirc (fehlten in Italien verletzt) dürften wieder mittun. Die Endrunde stiegt 2021 in Ungarn und Slowenien, sie wird von zwölf auf 16 Nationen aufgestockt, es gibt ein Viertelfinale. Quali-Gegner sind England, Kosovo, Türkei, Albanien und Andorra.

Am 5. September geht's in Andorra los, die neun Gruppensieger und der beste Zweite sind fix dabei. Die anderen acht Zweiten ermitteln im Playoff die letzten vier Starter. Schöttel: "Die Lust, wieder dabei zu sein, ist groß." (Christian Hackl, 24.6.2019)