In diesem bislang unberührten Gebiet soll der Zusammenschluss stattfinden.

Foto: WWF

Innsbruck – Der geplante Zusammenschluss der Gletscherskigebiete im Ötz- und im Pitztal ruft in Tirol die Naturschützer auf den Plan. Unter dem Titel "Allianz für die Seele der Alpen" haben am Montag Alpenverein, Naturfreunde und WWF zu einem gemeinsamen Pressetermin geladen, bei dem sie den sofortigen Projektstopp forderten.

Derzeit läuft die Umweltverträglichkeitsprüfung für das Vorhaben. Durch die "Gletscherehe", wie Befürworter den Plan beschönigend nennen, soll eines der größten zusammenhängenden Skigebiete Europas entstehen. Geplant sind dafür neben drei neuen Skiliften und einem 600 Meter langen Skitunnel auch 64 Hektar neue Pistenflächen. Zudem soll ein riesiger Speicherteich zur Beschneiung errichtet werden. Weil auch am Gletscher die touristisch beworbene Schneesicherheit nur mehr durch technische Beschneiung möglich sei, wolle man dazu bisher unberührte Fließgewässer nutzen, so die Kritiker.

Ganzer Gipfel soll abgetragen werden

Dass laut Projektplan 72 Hektar Gletscherfläche abgetragen oder überschüttet werden sollen, sei ebenso abzulehnen wie die Schleifung eines ganzen Berggrates am Linken Fernerkogel, um ihn 40 Meter niedriger zu machen, sagen die Projektgegner. Sie wollen daher alle rechtlichen Möglichkeiten ausnutzen, um den geplanten Zusammenschluss der Gletscherskigebiete noch zu verhindern.

Auch von der Politik kommt, wenn auch verhaltener, Unterstützung für dieses Ansinnen. Die TirolerGrünen, Koalitionspartner der ÖVP in der Landesregierung, "begrüßen das Engagement der Umweltorganisationen" und sprechen sich für eine "Redimensionierung des Projekts" aus. Man habe sich stets dafür ausgesprochen, maximal eine Überspannung, also eine Seilbahnverbindung anstatt einer Gletschererschließung, zu realisieren.

Befürworter kritisieren "Stimmungsmache"

Kein Verständnis für die Kritik der Umweltschutzverbände zeigt hingegen Mario Gerber von der Tiroler Wirtschaftskammer. Der Hotellerie-Spartenobmann fordert "ein Recht auf ein faires Verfahren" für das Gletscherprojekt. Alpenverein, Naturfreunde und WWF hätten die Möglichkeit, sich im Rahmen des objektiven Behördenverfahrens mit fachlichen Argumenten einzubringen. Dass man nun bereits medial gegen den Skigebietsausbau Stimmung mache, lehnt er ab.

Doch die Umweltverbände wollen ihren Protest fortführen. Statt der Erweiterung des Skigebietes fordern sie eine Ausweitung des Ruhegebietes Ötztaler Alpen. Der Linke Fernerkogel solle in dieses aufgenommen werden, anstatt seinen Gipfel abzutragen. Zudem werde sich in Kürze, so eine Sprecherin der Allianz, auch der Deutsche Alpenverein dem Widerstand gegen die Gletscherverbauung anschließen. (Steffen Arora, 25.6.2019)