Eines gleich mal vorweg: Nein, notwendig ist das alles natürlich nicht. Das weiß ich eh. Und das nicht erst, seit voriges Jahr bei der Site-Inspection der Radrunde des St. Pöltener Ironman-Bewerbes einer mit dem Puch-Halbrenner (sogar mit Gepäckträger) mit Körbchen-Pedalen zwischen den Carbon-Zeitmaschinen stand, sich einen Essl-Leinenrucksack übers Baumwollshirt schnallte, mit flatternder Bermudashorts und alten Converse-Schuhen losfuhr – und allen zeigte, was Radfahren ist. Geschenkt – dass es so was gibt, ist weder neu noch überraschend, sondern eh klar.

In Klagenfurt war das dieses Wochenende nicht anders.

Foto: thomas rottenberg

Doch so wie Handwerkern das Arbeiten mit gutem Werkzeug mehr Spaß macht, ist es auch bei Hobbysportlern. Und längst auch Hobbysportlerinnen: Wer die Wahl hat, greift zum besseren Material. Zu dem, was ihm oder ihr am meisten zusagt. Dass das dann gerade vor einem großen Wettkampf ein Teil der letzten Vorbereitungen ist, ist nicht unlogisch.

Also ist diese Geschichte ein kleiner Mix aus allerlei: Ein paar Verrückte aus meinem Rudel treten in zwei Wochen beim Ironman in Klagenfurt an. Von den allgemeinen Vorbereitungen habe ich vergangene Woche hier ein bisserl erzählt.

Darum, wie man sich dann knapp davor vor Ort – wo auch schon heftig aufgebaut wird – noch ein letztes Mal die Kante gibt, bevor es ans "Tapern" (dazu nächstes Mal) geht, wird es hier und heute gehen.

Foto: thomas rottenberg

Erstens, weil es nie schlecht ist, eine Ahnung zu haben, wie die Strecke aussieht. Speziell auf dem Fahrrad. Und in Klagenfurt gibt es heuer eine Neuerung: Statt zweimal die "klassische" 90-Kilometer-Runde fährt man eine einzige, fette 180er-Schleife.

Eine "Tour de Kärnten" – und die sahen wir uns zu Fronleichnam an. Der Plan lautete: zweimal je 90 Kilometer. Am Donnerstag, dem Feiertag, den neuen Part. Von Klagenfurt nach St. Veit – und dann über Feldkirchen zurück.

Foto: thomas rottenberg

Landschaftlich ein Traum. Mit dem Wetter hatten wir Glück. Und dass es richtig war, hier am Feiertag zu fahren, bestätigten uns tags darauf etliche der gefühlt 900 anderen Ironman-Starterinnen und -starter, die dieses Wochenende auf Site-Inspection in Kärnten waren: Am Freitag war dann Slalom zwischen Lkw-Kolonnen angesagt. Und der Straßenbelag ist über weite Strecken genau deshalb am Straßenrand eine ziemlich heftige Schlaglochparade.

Foto: thomas rottenberg

Neben der Streckenbesichtigung war die Runde eine gute Möglichkeit, endlich auszuprobieren, was mein neuer Radcomputer kann. Garmin hat mir vor kurzem neue Spielsachen geschickt – unter anderem den Edge 830. Dass das Ding kann, was man sich heute von einem Radcomputer erwarten kann, ist eh klar: Geschwindigkeit, Distanz, Runden, diverse Zeitmessungen, Herz- oder Pulsfrequenz, Trittfrequenz und/oder Watt (wenn man Sensoren oder Wattmesspedale verwendet) – und natürlich Navigation: Die GPX-Files der neuen Ironman-Route gibt es gratis zum Runterladen – und ein gutes Rad-Navi ist um nichts weniger präzise als ein ins Auto verbautes.

Was das Ding noch kann: Es erkennt Unfälle und alarmiert (wenn es mit dem Handy verbunden ist) Notfallkontakte. Manchmal hält es schnelles Rad-Schrägstellen zum Aufsteigen zwar für einen Sturz – aber man kann das Gerät ja auch "entschärfen". Außerdem kann es als Alarmanlage genutzt werden.

Foto: thomas rottenberg

Was bei dem 400 Euro teuren Edge noch dazukommt, ist die Aufdröselung von einmal einprogrammierten Strecken in Schlüsselsegmente: Ich finde es cool zu wissen, wie lange und wie steil ein Anstieg noch ist. Aber das ist Geschmackssache. "Ganz ehrlich: Ich will es gar nicht wissen", raunzte einer in der Gruppe irgendwann – nur um ein paar Minuten später dann doch wieder zu fragen.

Außerdem: Jedes Feature lässt sich ausschalten. Also auch die Warnung vor scharfen Kurven: Auf Heimstrecken ist mir das tatsächlich egal (genauer: es nervt) – in fremden hügeligen Gegenden aber wohl nicht.

Ob ich den Edge übernächste Woche beim Ironman verwenden werde? Eher nicht: Ich glaube nicht, dass ich im Wettkampf zwischen zwei Geräten – Uhr beim Schwimmen und Laufen, Computer auf dem Rad – wechseln will. Wobei der Edge etwas Besonderes kann: Er lässt sich als externer Monitor der Laufuhr verwenden. Allerdings bin ich nicht sicher, ob ich beim Losradeln den Nerv zum Herumdrücken haben werde. Schau ma mal.

Foto: thomas rottenberg

Außerdem gibt es – neben den gängigen Halterungen für alle möglichen Uhren am Lenker – auch spezielle Multisportuhr-Schnellwechsel-Halterungen. Dafür muss die Uhr allerdings vorher – und nachher – auch in eine Schnellverschluss-Halterung am Arm. Dass das einfach und schnell funktioniert, habe ich auch vor dem Ausprobieren keine Sekunde bezweifelt – aber ich glaube nicht, dass ich das bin. Vermutlich wird es einfach die Uhr am Handgelenk sein – obwohl einer meiner Freunde sich schon als "Betatester" für den Schnellwechsler angemeldet hat.

Foto: thomas rottenberg

Was all das Spielzeug nicht kann: Unfälle verhindern. Und dass Rennradfahren saugefährlich ist und auch gute Fahrerinnen und Fahrer vor Abwürfen nicht gefeit sind, "bewies" einen Tag zuvor Jacqueline Kallina. Die siebentbeste Frau (inklusive der Profi-Damen und insgesamt auch zweitbeste Österreicherin) von St.Pölten war Sebastian bei Tempo 50 hinten leicht aufgefahren. Sebastian hatte geschaltet – und Jacqui war eine Viertelsekunde unaufmerksam. So was passiert. "Zum Glück ist sie in den Graben und nicht in den starken Verkehr neben uns gestürzt," erzählte Sebastian danach.

Wirklich böse war, was dann geschah. Oder nicht geschah: Jacqueline hatte Schürfwunden und Prellungen. Sie blutete stark am Ellbogen. Sebastian band den Arm mit seinem Shirt ab. Dass das keine Reifenpanne war, musste jeder sehen, der vorbeifuhr – aber niemand hielt an.

Später, im Spital, wurde der Ellbogen genäht. Trotz der Schmerzen saß Kallina am nächsten Tag wieder auf dem Rad. Die Hose war zerrissen. Das ist egal. Aber der Helm war neu: Der alte hatte seine Pflicht getan – und innen einen Riss. Gut so – aber weg damit.

Foto: thomas rottenberg

Apropos passive Sicherheit: Ein paar Leserinnen und Lesern dieser Kolumne ist aufgefallen, dass bei Freiwasser-Schwimmfotos in letzter Zeit fast immer eine orange oder rosa Blase ins Bild wächst. Einige Male kam die Frage, ob es nicht fahrlässig sei, dass jemand, der beim Schwimmen so unsicher ist, dass er eine Rettungsboje mitnimmt, überhaupt ins tiefe Wasser geht. Die Frage ist nachvollziehbar. Nur: Niemand, mit dem ich ins Wasser gehe, ist auch nur annähernd unsicher. Mit unsicheren Schwimmern schwimmt man nicht hinaus. Nie.

Aber wir schwimmen im Freiwasser mittlerweile alle mit "Safety Buoys". Kein Ruderer, kaum ein Surfer und schon gar kein Wasserski-Motorbootlenker kann so genau aufs Wasser schauen, dass er einen Schwimmer unter Garantie nicht übersieht. Die Boje aber übersieht keiner: Auf Bali kam heuer ein Fischer einmal ganz langsam längsseits: "Without this ball I would have run straight over your head. No chance to see a man's head in the water. Especially during sunrise."

Foto: thomas rottenberg

Und auch wenn das aufblasbare Teil, das man sich an einem Gurt um die Hüfte schnallt (und das sogar eine kleine Tasche für Autoschlüssel, Geld und eventuell – in der extra Schutzhülle! – Handy hat), kein Rettungstool ist, ist es natürlich fein, es sich bei Pausen oder Übungsansagen mit dem Luftpolster bequem zu machen. Harald findet die Bojen auch super: "Früher hab ich immer suchen müssen. Jetzt seh ich euch sofort. Und ich muss mir keine Sorgen wegen irgendwelcher Boote machen."

Im Wettkampf sind die rund 40 Euro teuren Bubbles (meine ist von Head, aber es gibt sie auch von etlichen anderen Herstellern) natürlich nicht erlaubt. Aber da ist dann die Wasserrettung vor Ort. Und in Klagenfurt eine Million private SUP-Boards und Motorboote.

Falls jemand nur Sicherheit, aber keine Sichtbarkeit sucht: Es gibt auch Notfallluftmatratzen. Die funktionieren wie Flugzeugschwimmwesten und heißen Restube. Kiter und Surfern schwören drauf – beim Schwimmen sind sie (außer bei Swimruns) unüblich.

Foto: thomas rottenberg

Zurück an Land. Oder eigentlich noch nicht ganz: In Klagenfurt habe ich auch eine andere Uhr ausprobiert – und werde sie wohl auch im Wettkampf nehmen. Den Forerunner 945 (blau). Meine eigene Uhr – die Fenix 5X Plus (gelb) – liebe ich zwar heiß, aber sie hat einen Nachteil: Der Prater ist groß und mächtig – bei wirklich langen Läufen irritiert dann zwar nicht das Gewicht am Handgelenk, aber doch das durch die Größe bedingte Wackeln. Irgendwann. Meist ab dem Moment, in dem man (wieder) eine schlanke Uhr an der Hand hat.

Foto: thomas rottenberg

Dass es in Klagenfurt heuer ziemlich sicher Neoprenverbot geben wird (das Wasser war schon dieses Wochenende zu warm für die Gummihäute), habe ich beim ersten Testen ja nicht wissen können. Aber Fakt ist, dass man einen Neo nicht ganz so easy über die dicke Uhr bekommt wie über die doch deutlich kleineren, für einen Triathlon absolut ausreichenden Garmin-Forerunner-Modelle 735 oder 935.

Technisch ist die 5x mit dem Forerunner 935 nämlich de facto ident. Was mich vor fast einem Jahr zum Umstieg von der 935 auf die dicke 5x bewogen hat, war zum einen die in die Fenix implementierte Musikfunktion und die – von den meisten österreichischen Banken leider noch immer nicht ermöglichte – Bezahlfunktion via Uhr (so wie bei Apple Pay).

Foto: thomas rottenberg

Der neue 945er unterscheidet sich in den Anwendungen, die ich tatsächlich nutze, kaum von seinem Vorgänger, dem 935er. Die Ausnahmen: Das neue Modell "kann Musik", wäre bereit, an Bankomatkassen eingesetzt zu werden – und hat (wenn die Uhr mit dem Handy gekoppelt ist) auch eine Notruffunktion. Der Akku ist, größenbedingt, schwächer als der der 5x, aber ein Langdistanztriathlon sollte sich sogar in meiner Altherrenpace ausgehen.

Außerdem zwitschert die Uhr jeden Kilometer in die Bluetooth-Kopfhörer und sagt – wenn die Funktion aktiviert ist – auch Intervalle und Ähnliches an.

Das könnte man aber natürlich auch ausschalten.

Foto: thomas rottenberg

Was mich aber wirklich freut, ist das Musikfeature. Ich bin jahrelang nicht mehr mit Musik gelaufen. Vor allem, weil ich zu faul war, mir neue Musiklisten zu basteln. Die Uhren lassen sich aber (wenn man einmal raushat, wie es geht) problemlos mit einem Spotify-Account verbinden. Und um mich bei meinem zweistündigen zügigen Sololauf am superschwülen Sonntagabend dann richtig abzuschießen, war der Mix, der unter "Jam Radio" daherkam, genau passend.

Foto: thomas rottenberg

Fehlt nur noch eines: die Schuhe. Bei "echten" Triathleten stehen derzeit Schuhe mit Boa-Dreh-Verschluss hoch im Kurs: Man ist schneller drin und spart sich das Schnüren – und kann doch perfekt justieren. Dass das bei Leuten wie mir, die die Wechselzone eher als Picknickzone verstehen, vollkommen wurscht ist, weiß ich selbst.

Trotzdem fand ich den New Balance 1500 T2 auf Anhieb super: leicht, reduziert, sehr reaktionsfreudig – aber mit einer kleinen Spur Stütze ist er ziemlich genau das, was ich mir an einem guten Tag unter einem Wettkampfschuh auf Asphalt (auch wenn dieses Bild auf der Bahn entstand) vorstelle oder wünsche.

Foto: thomas rottenberg

Andererseits bin ich mir nicht wirklich sicher, ob sich mein Fuß nach 180 Kilometern auf dem Rad für einen ganzen Marathon nicht doch ein bisserl weniger Performance und ein bisserl mehr Komfort und Dämpfung wünscht. Und dann lieber in einem Schuh steckt, mit dem er schon einige Marathons gelaufen ist – und zwar ohne jedes Problem: meiner persönlichen "Universalwaffe", dem Saucony Freedom ISO2.

In Klagenfurt bin ich beide Schuhe mehrfach gelaufen. Lang und kurz, langsam und schnell. In beiden fühle ich mich superwohl: Vielleicht stopfe ich in Klagenfurt ja beide Optionen in den Sack in der Wechselzone und entscheide mich tatsächlich erst nach dem Radfahren – ganz nach Tagesform.

Foto: thomas rottenberg

Klagenfurt hatte dieses Wochenende aber noch etwas mehr zu bieten, als bloß ein paar knackige Trainingseinheiten und den Feinschliff bei der Materialwahl: Das Wetter spielte dort – wie zu Fronleichnam ja fast überall – so ziemlich alle Stückerln.

Und zwar durchaus in Intensitäten, bei denen wir unter normalen Umständen keinen Fuß vor die Tür setzen würden: Bei Starkregen in dichtem Verkehr Rad fahren ist nicht nur kein Spaß, sondern auch saugefährlich – dass wir da die Runde über die "alte" Streckenhälfte abbrachen und statt über Faak und den Rupertiberg lieber sicher über Velden den See entlang zurückdümpelten, halte ich für eine lässliche Sünde.

Foto: thomas rottenberg

Als Läufer hat man da weniger Ausreden. Oder es eben leichter – das ist immer eine Frage des Standpunktes. Waschelnass wird man in jedem Fall – und das vermutlich einzig Gute an der Sache ist, dass man dabei sehr rasch lernt, dass Nässe in diesen, unseren, Klimazonen im Sommer kein Problem ist – solange man in Bewegung bleibt und nur ja nicht stehen bleibt.

Denn einmal ausgekühlt, wird nix, was nasskalt ist, dann wieder warm. Nicht einmal am Wörthersee.

Foto: thomas rottenberg

Epilog: In Summe war es ein heftiges, aber feines Wochenende. Dreieinhalb Tage. Dreimal Schwimmen, dreimal Laufen, zweimal Radfahren – alles durchaus intensiv.

Zum Abschluss gönnte ich mir dann noch einen kleinen Wettkampf: Am Sonntag fand in Klagenfurt zum fünften Mal das Lendkanal Crossing statt.

Wobei "Crossing" nicht ganz den Punkt trifft: Geschwommen wird nämlich nicht quer über, sondern den Kanal hinunter – von der Stadt hinaus zum See. Und das sind – Überraschung – 3,8 Kilometer. Also ziemlich genau die klassische Triathlon-Schwimmdistanz.

Foto: thomas rottenberg

Warum da zwei Wochen vor dem großen Bewerb, an einem Wochenende, an dem es in Klagenfurt von Ironman-Vorbereitern geradezu wimmelt, nur 140 Teilnehmerinnen (eine davon übrigens im achteinhalbten Monat schwanger) und Teilnehmer ins Wasser stiegen, muss ich ja nicht verstehen.

Denn die Lendkanalplantscherei ist eine feine, familiäre, fröhliche, gut organisierte durchaus sportlich angelegte, aber doch stressfrei-amikale Schwimmerei – und wär sogar ohne die drei Traingstage davor die Anreise wert gewesen. (Thomas Rottenberg, 26.6.2019)

Anmerkung im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Der Garmin-Radcomputer, der Forerunner 945 und die New-Balance-Schuhe wurden von den Herstellern zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.

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