Elke Rabeder auf dem Weg zum Vizestaatsmeisterinnen-Titel 2019 in Windischgarsten.

Foto: Sandra Sabitzer

42 und kein bisschen langsam – Elke Rabeder.

Foto: privat

Elke Rabeder ist seit zwei Jahren auch Österreichs Queen of Pumptrack.

Foto: Robert Pohl

Innsbruck / Bad Ischl – Im vergangenen Mai hat Elke Rabeder ihre Klasse wieder aufblitzen lassen. Bei den österreichischen Meisterschaften im Downhill-Mountainbiken belegte sie Platz zwei. In einer Sportart, die den Athletinnen körperlich alles abverlangt, ist die Leistung der 42-Jährigen umso höher einzuschätzen. Nur Wunderkind Valentina Höll, die ein ganzes Vierteljahrhundert jünger ist und den übermächtigen Red-Bull-Konzern als Sponsor hinter sich hat, konnte Rabeder Paroli bieten.

Dabei war die Grande Dame des heimischen Downhill-Sports, die ihr Geld als Mountainbike-Fahrtechniktrainerin und -Guide verdient, ohne große Erwartungen zum Wettbewerb angereist. "Ich saß davor erst einmal auf dem großen Bike in dieser Saison", wundert sie sich heute noch ein wenig über den Vizestaatsmeistertitel. Doch die Strecke am legendären Wurbauerkogel in Windischgarsten lag ihr schon immer: "Ich fahre gern steil und technisch, daher habe ich mich sofort wohlgefühlt." Nur acht Sekunden Rückstand auf die Weltcup-Trainierende Höll zeugen von Rabeders Geschwindigkeit.

Wettkampftyp, der die Konkurrenz braucht

Sie beschreibt sich selbst als "Wettkampftyp", Konkurrenz beflügelt sie. Daher hat sie für Nachwuchsstar Höll nur anerkennende Worte: "Dank ihr fangen nun viel mehr junge Mädels mit dem Downhillen an." Als Rabeder zum Gravity-Sport kam, vor gut 15 Jahren, war das noch anders: "Da warst du als Frau noch sehr allein." Sie hat sich im männlich dominierten Umfeld dennoch schnell behaupten können.

Das lag mitunter auch daran, dass einer der Gründe, warum sie mit dem Downhillen begonnen hat, ein Mann war. Ihr damaliger und noch heutiger Freund, mit dem sie gerade das Eigenheim in Lauffen bei Bad Ischl bezogen hat, war im selben Ausbildungskurs für Mountainbike-Instruktoren. "Es hat mit der Liebe gepasst, und durch ihn bin ich zum Downhill gekommen", erinnert sie sich an ihren amourösen Zugang zum Extremsport.

Kaum hatte sie die ersten Runden mit Doppelbrücke und Vollvisierhelm im Bikepark absolviert, wollte sie sich bereits mit Konkurrentinnen messen. "Ich wollte sofort mit dem Rennenfahren beginnen. Das hat meinen Freund etwas gestresst", lacht sie. Der Wettkampfgeist ist ihrer Vergangenheit als Ausdauerathletin geschuldet. Rabeder kommt ursprünglich aus dem Langlaufsport, war sogar österreichische Meisterin im Skilanglauf und im Wintertriathlon.

Bergab statt bergauf

Zum Zweck des Konditionstrainings hatte sie daher durchaus schon Mountainbike-Vorerfahrung: "Ich bin damals vor allem bergauf gefahren." Dass es ihr bergab viel mehr Spaß machen würde, wusste sie nur noch nicht. Doch sie wurde umgehend vom Downhill-Fieber infiziert. Ihre Hausstrecke am Feuerkogel war das perfekte Techniktraining, und ab den 2010er-Jahren tauchte der Name Rabeder immer öfter ganz vorne in den Ergebnislisten auf.

Im August 2012 konnte sie ihr erstes Weltcuprennen unter den Top 20 beenden, Platz 18 in Val d'Isère. Derart beflügelt, ging es zum legendären Nordkette-Downhill-Pro in Innsbruck. Die schwere, technische Strecke lag ihr immer schon – Rabeder fuhr Bestzeit bei den Damen, wie auch in den Folgejahren. Krönender Abschluss der Saison sollte der Weltcup in Norwegen sein. Doch Rabeder stürzte bei einem großen Sprung und brach sich den Oberschenkel.

Die schwere Verletzung hat Spuren hinterlassen, wie sie sagt: "Vor allem mental. Ich habe bei so großen Sprüngen seither ein ungutes Gefühl." Doch sie kämpfte sich zurück und feierte 2014 und 2015 ihre größten Erfolge, als sie zweimal hintereinander Staatsmeisterin im Downhill wurde. Auch auf internationaler Ebene gelang das Comeback. Rabeder fuhr mit einem 20. Platz bei der WM in Norwegen, dort, wo sie zuvor so schwer gestürzt war, und einem 24. Platz bei Weltcup in Val di Sole Achtungserfolge ein. Im selben Jahr wurde sie zudem Sechste bei der EM in Polen.

Schwerer Sturz in Leogang

Die Saison 2016 startete ebenso vielversprechend. Rabeder belegte beim ersten Weltcup-Stop in Lourdes Platz 18. Mit viel Selbstvertrauen ging es weiter nach Leogang. Doch dort sollte sich Rabeders Respekt vor schnellen Strecken mit großen Sprüngen auf sehr bittere Weise bestätigen. Sie stürzte im Training schwer: luxierte Schulter mit Oberarmfraktur sowie Nerven- und Labrumläsion. Die Saison war damit gelaufen, für die Downhillerin begann aber umgehend der lange und schmerzhafte Weg zurück.

Elf Monate später gab sie ihr Comeback bei der Europäischen Downhillserie in Kranjska Gora. Trotz Schmerzen und noch bei weitem nicht voll regenerierter Muskulatur fuhr sie auf Anhieb auf Platz 11. Bei den österreichischen Meisterschaften wenige Wochen später, ebenfalls am Wurbauerkogel, holte sie sogar Platz drei. Rabeder war zurück, schnell wie eh und je.

Beim Comeback wieder vorn dabei

Im Jahr 2017 hat sie nicht nur ihr Comeback geschafft, sondern ihr Bike-Portfolio auch noch erweitert. Die Dowhillerin entdeckte das Pumptrackfahren für sich und holte mit fünf Tagessiegen gleich die Saisonwertung der Austrian Pumptrack Series. "Es macht Spaß und ist ein unglaublich gutes Fahrtechniktraining", erklärt sie ihre neue Leidenschaft. Rabeder rät vor allem jenen, die Probleme mit Sprüngen haben, zum Pumptrack: "Ich tue mir seitdem viel leichter, was das Timing beim Absprung angeht."

Wobei Rabeder geschotterte Rundkurse den asphaltierten vorzieht. Letztere vermitteln zu sehr das BMX-Gefühl, auf Schotter fühle sie sich eher wie eine Mountainbikerin. Auch 2018 holte sie übrigens den Gesamtsieg in der Austrian Pumptrack Series. Nur aus dem Start bei der WM wurde leider nichts, denn dort verbietet das Reglement "aus Sicherheitsgründen", mit Clickpedalen zu fahren. Für Rabeder unverständlich: "Selbst im Downhill sind Clicks bereits Standard. Und wenn es wirklich um die Sicherheit ginge, müssten man zuallererst Fullface-Helme vorschreiben." Seit einer Verletzung am Knöchel fährt Rabeder nur mehr mit Clicks. Mangels Stabilität aufgrund gerissener Bänder findet sie allein auf Flatpedals nicht genug Halt.

Weltcup weiter im Visier

Der Ärger und die Enttäuschung über die verpasste WM-Chance sind mittlerweile verflogen. Auch weil es grade unlängst wieder Grund zu Neuem gab. Bei Rabeders Downhill-Lauf bei Crankworx Innsbruck Anfang Juni funktionierte die Zeitnehmung nicht richtig. Sie habe sich furchtbar darüber aufgeregt, erzählt sie heute, weil sie dadurch um wichtige UCI-Punkte gebracht wurde. Die braucht sie, um zurück auf die internationale Bühne zu kommen.

Denn Rabeder hat noch einiges vor: "Ich kann mir gut vorstellen, noch einmal bei einem Weltcup-Rennen zu starten." Auch wenn sie es schade findet, dass die UCI die Finalplätze für Frauen auf nur mehr 15 verringert hat. Schwierigkeiten empfand die Oberösterreicherin immer schon eher als Ansporn denn Hindernis.

Sport bei Frauen oft nur zweitrangig

Im Downhill-Sport eine wichtige Einstellung, denn gerade für Frauen ist es doppelt schwer, Sponsoren zu finden. "Was mich ärgert, ist, wenn mehr Wert auf Schein als Sein gelegt wird. Im Frauenbereich ist der Sport oft nur zweitrangig", kritisiert Rabeder das Verhalten mancher Firmen und auch Frauen. Wenn eher auf das Social-Media-Image als auf sportliche Leistungen oder Rennplatzierungen geachtet wird, schade das dem Sport. "Das ist ein Problem, das sich ändern muss", fordert Rabeder.

Sie wird das Ihre dazu beitragen – denn man wird Elke Rabeder auch künftig auf den Downhillstrecken und Pumptracks finden, wo sie ihren Hunger nach Wettkampf ausleben kann. Sie hofft, dass immer mehr Mädchen und Frauen den Weg in den Mountainbike-Sport finden. Wobei sie betont, dass sie damit vor allem den Renn- und nicht nur den reinen Funsport meint. Denn am meisten Spaß macht es Rabeder, wenn sie im Wettkampfmodus fährt. (Steffen Arora, 26.6.2019)