Diese Woche geht es um den Mann oder die Frau an den Reglern bei Ö1: Donnerstag und Freitag werden intern potenzielle Ö1-Chefs gecastet.

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Nur noch fünf Wochen hat Ö1 einen Chef. Wer eines der meistgehörten Kultur- und Inforadios Europas ab August am besten führt, sollen vier ORF-Manager am Donnerstag und Freitag in zwei langen Tagen mit Hearings herausfinden. 13 Menschen haben sich um den durchaus fordernden Job des nächsten Ö1-Managers beworben.

Das ORF-Hörfunkbudget ist zumindest angespannt; das Problem beschäftigte zuletzt den ORF-Stiftungsrat. ORF-Betriebsratschef Gehard Moser wunderte sich, aus derÖVP-Fraktion im Stiftungsrat Stimmen zu hören, die das Rundfunk-Symphonieorchester RSO hinterfragt hätten.

Personalproblem

Ö1 ist in der ORF-Radioflotte auftragsgemäß ein besonders personalintensiver Sender. Rund ein Dutzend Vollzeitstellen werden auf Sicht durch Pensionen frei. Mehr als das Dreifache ist aber nach STANDARD-Infos einzusparen, um die Budgetziele zu erfüllen. 2020 soll es deshalb keine Vertretungen für Karenzen geben. Das Sparprogramm beginnt nun schon heuer.

Deutlich weniger Personal schlägt naturgemäß auch aufs Programm durch. Gesprächsformate etwa sind gemeinhin günstiger als Features, Reportagen und andere, aufwendiger produzierte Sendungen. Auch Nachrichtenformate werden regelmäßig ökonomisch optimiert.

Zugleich soll Ende des Jahres die Streamingplattform ORF-Player starten mit Spezialangeboten etwa für Wissenschaft, Kultur, Religion und einer Audioschiene.

Es geht bergauf

Die Mannschaft von Ö1 leistete in den vergangenen Jahren auch am vernehmbarsten Widerstand gegen den Abzug aus dem Funkhaus auf den stadtfernen Küniglberg. Nun wird auf dem Gelände der ORF-Zentrale für Ö1 (und die übrigen Radios) gebaut. Der nächste Senderchef oder die nächste Senderchefin muss auch den großen Umzug organisieren, der zugleich Fachressorts von TV, Radio und Online zusammenführen soll.

Kandidaten, Kandidaten

Intern werden derzeit zwei Menschen mit Führungserfahrung sehr hoch gehandelt für die Senderleitung: Wissenschaftschef Martin Bernhofer und Kulturchefin Silvia Lahner. Beide bedeuten auch Sparpotenzial – sie spielen noch in der Klasse der Hauptabteilungsleiter, während Ö1 inzwischen überwiegend in Abteilungsleitungen geführt wird.

Viel Erfahrung mit Organisation, Umzug und Budget hat Albert Malli, langjährige Nummer zwei bei Ö3. Der Leiter des Radiokulturhauses, Thomas Wohinz, und der Ö1-Marketingchef Thomas Ladstätter haben sich beworben, zudem etwa Renata Schmidtkunz (Im Gespräch), die Wissenschaftsredakteure Gudrun Stindl, zugleich Radiobetriebsratschefin, und Martin Haidinger, Chefsprecher Haimo Godler, Morgenmoderatorin Sonja Watzka.

Der General entscheidet

Sie alle, soweit nicht auf Urlaub, sollen vier Assessoren ihre Pläne für Ö1 erklären. Der ORF-Betriebsrat schickte dessen Besetzung schon einmal zurück: Keiner der vier im ersten Vorschlag der Generaldirektion hatte Radioerfahrung. Nun befragen die Kandidaten: Waltraud Langer (TV-Magazine), Eva Sassmann (Marktforschung), Werner Herics (ORF Burgenland), Gerhard Koch (ORF Steiermark).

ORF-Chef Alexander Wrabetz bestellt den künftigen Ö1-Chef. Und damit will er nicht auf die Wahl und die nächste Regierung warten, versicherte der ORF-General erst vor wenigen Wochen in einer Radioredakteursversammlung. Schon Ende Juli geht der amtierende Ö1-Chef Peter Klein in Pension. (Harald Fidler, 26.6.2019)