Rom – Das Kapitalloch bei der italienischen Krisenbank Carige hat sich einem Insider zufolge vergrößert. Die Bank brauche nun rund 800 Mio. Euro an frischem Kapital, sagte die mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Bisher war der Kapitalbedarf des Geldhauses aus Genua auf 630 Mio. Euro beziffert worden.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte Carige Anfang des Jahres unter Zwangsverwaltung gestellt. In den vergangenen Monaten wurde um eine Rettung des Instituts gerungen, doch mehrere Anläufe sind gescheitert. Erst am Montag hatte der von den italienischen Banken getragene Einlagensicherungsfonds FITD einen Rettungsplan des Finanzinvestors Apollo abgelehnt. Anfang Mai waren Verhandlungen mit dem US-Vermögensverwalter Blackrock über eine Kapitalspritze gescheitert.

Rettungsplan

Jetzt prüft der FITD einen Rettungsplan, bei dem sowohl privates Kapital als auch Geld des Staates fließen soll. Der Einlagensicherungsfonds hatte Carige im November mit 320 Mio. Euro gestützt, indem er einen Hybridbond kaufte. Dieser solle nun in Eigenkapital gewandelt und die italienischen Banken de facto Anteilseigner von Carige werden, sagten zwei Insider. Doch damit lasse sich nicht einmal die Hälfte des Kapitalbedarfs von inzwischen rund 800 Mio. Euro decken, sagte einer von ihnen. Italienische Medien berichteten am Dienstag, der Staat könne 100 bis 200 Mio. Euro beisteuern. Vom Finanzministerium war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Eine Rettung durch den Staat ist aber auch in Italien umstritten. Als sie noch in der Opposition waren hatten die populistische 5-Sterne-Bewegung und die Lega, die heute die Regierung stellen, staatliche Bankenrettungen scharf kritisiert. (APA, 25.6.2019)