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Machen wir uns nichts vor. Als Jean Todt, seit 2006 Präsident des Weltautomobilverbandes, und Alejandro Agag, der Schwiegersohn des ehemaligen spanischen Ministerpräsidenten und selbst ehemaliger Politiker und nun Promoter, eines Abends die Formel E erfunden haben, ging es nicht darum, der E-Mobilität auf die Sprünge zu helfen.

Nicht nur akustisch, auch optisch unterscheiden sich die Elektro-Rennsportgeräte deutlich von jenen der Formel 1.
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Weil bei den Verbrennern hätte das ja so ähnlich funktioniert, dass die Entwicklung aus dem Rennsport nach und nach in die Serienproduktion überging. Und auch bei der Formel E werden wohl Neuheiten eingeführt und erprobt, von welchen wir einmal werden profitieren können, aber das eigentliche Ziel war es, eine Rennserie zu machen, die so modern und hip und spannend und sauber ist, dass sie ordentlich Geld in die Kassen spült. Da passte die E-Mobilität natürlich wie die Faust aufs Aug. Und die Idee, ein bisserl vom Glitter von den Monaco-Grands-Prix mitzunehmen und die Formel-E-Rennen bevorzugt in Städten auszutragen, war schon auch eine Sensation.

Das voestalpine-eigene Formel E-Auto.
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Am 13. September 2014 fand in Peking das erste Rennen der Formel E statt. Elf Rennen sollte es in der ersten Saison geben. Und man schaffte es, namhafte Fahrer für die Cockpits zu gewinnen. Bruno Senna, der Neffe von Ayrton, stieg nach der Formel 1 und der Langstrecke in die Formel E um. Jarno Trulli saß zehn Jahre nach seinem einzigen Formel-1-Sieg in einem Formel-E-Auto. Lucas di Grassi kam ebenfalls von der Formel 1 und der Langstrecken-WM und sollte in der dritten Saison sogar Meister in der Formel E werden. Nick Heidfeld, der Mann mit den meisten Podestplätzen in der Formel 1, aber ohne einen einzigen Sieg: Er fuhr ab 2014 Formel E. Matthew Brabham, Sohn von Geoff Brabham und Enkel von Jack Brabham, saß im Andretti-Team mit Marco Michael Andretti, Sohn von Michael Andretti und Enkel von Mario Andretti. Und dann ist da noch Nelson Piquet jr. – der auch gleich die erste Saison für sich entschied. Kurzum, wie bei der ersten Staffel Dancing Stars hat man alles, was einen klingenden Namen hat, mit offenen Armen empfangen.

Holpriger Start

Dennoch war am Anfang nicht alles eitel Wonne. Niemand wusste, ob die Idee der neuen Rennformel je aufgehen würde. Darum legte man sich Sparsamkeit auf. In der ersten Saison fuhren alle Teams mit dem gleichen Auto, dem Spark-Renault SRT_01E, der den Teams um 350.000 Euro zur Verfügung gestellt wurde. Das Chassis wurde von Dallara entwickelt und war ein Sandwich aus Carbon und Aluminium, Renault kümmerte sich um das Design, Williams um die Batterien und McLaren um den Motor. Der E-Motor war 200 kW stark und eine Weiterentwicklung des E-Motors, der im McLaren P1 zum Einsatz kam und den Rennwagen in drei Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigte. Abgeregelt wurde bei 225 km/h. Spur, Sturz, Stabis und Stoßdämpfer waren verstellbar. Nicht so die Getriebeübersetzung des sequenziellen Fünfganggetriebes.

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Aktuell wird mit Gen2-Autos gefahren, also Fahrzeugen der zweiten Generation, an der dritten Generation wird bereits heftig gearbeitet.
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Inzwischen fokussiert die Formel E schon auf den Start der sechsten Saison, der kurz vor Weihnachten sein wird. Bisher ist viel passiert. Die Rennserie hat sich etabliert und ihre Fans können über die sozialen Netzwerke ihren Lieblingsfahrern sogenannte Fanboosts schenken. Das heißt, beliebte Fahrer haben einen Vorteil. Daran will man auch nichts ändern. Anders sieht es mit der Diskussion um die Renndistanz aus. Früher mussten die Fahrer mehr mit dem Energiemanagement arbeiten, was dazu führte, dass es zu vielen Überholmanövern kam. Inzwischen sind die Energiesorgen geringer, und man überlegt, das Reglement ein weiteres Mal zu überarbeiten, die Autos mit weniger Ladung in den Akkus auf die Strecke zu schicken oder die Distanz der Rennen zu verlängern.

Zudem steht Porsche in den Startlöchern, um in der nächsten Saison die Formel E aufzumischen. Manch einer träumt von einem Markenduell mit Audi, die ja schon von Beginn an in der Formel E fahren. Die ersten Tests mit den Rennwagen sind schon absolviert – um die Kosten niedrig zu halten, dürfen die Teams nur 15 Tage testen -, in der Szene munkelt man bereits über mögliche Fahrer. Und Porsche redet bereits bei der Entwicklung der dritten Generation des Rennwagens mit, der in der Saison 2021/2022 an den Start gehen soll.

Di Grassi gewann 2019 das Rennen in Berlin-Tempelhof.
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Man hat schon Angst, dass einem Team ein Durchbruch bei den Akkus gelingen könnte, was einen derartigen Vorteil bedeuten könnte, dass ein Team den anderen auf und davon fährt – und gleichzeitig eine Preisschlacht startet. Das alles will offiziell keiner der Teilnehmer, die Rennen sollen spannend bleiben, die Kosten überschaubar. Allerdings könnte das Reglement nun noch komplizierter werden. Ob dadurch ein Rennsport je wieder so spannend wird, wie er einst war, darf man aber bezweifeln. (Guido Gluschitsch, 5.7.2019)