Frisch getrennt, warum bloß? Irina Shayk und Bradley Cooper.

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"Ist das nicht unser Lied?" – "Unser Restaurant?" – "Unser Weg?" – Wer solche Fragen von seinem Gegenüber zu hören bekommt: bitte dringend Alarmglocke einschalten. Es könnte sich nämlich um einen narzisstischen Störfall handeln, der anstrengendsten Variante unter den romantischen Wunderwuzzis. Mit großen Strichen wird hier die totale Verbindlichkeit an die Wand gemalt. Bloß einlösen kann sie der schöne Sohn oder die schöne Tochter des Flussgottes Kephissos leider nie.

Liebe im Graubereich

"Ich bin zum Assistenten meines neuen Freundes geworden", vertraute mir unlängst Autorenkollege L in Rom an. "Alles, was ER macht, ist ja so wahnsinnig wichtig. Deshalb bin ich es, der einkauft, seine Post beantwortet und seine Anzüge in die Putzerei bringt. Dabei habe ich gerade einen neuen Roman auf dem Markt und eigentlich alle Hände voll zu tun."

Nach so viel Körpereinsatz wüsste L natürlich gern, woran er ist. Weshalb er seinem Hauptdarsteller auf einer Fahrt von A nach B die Frage aller Fragen stellte: "Sind wir jetzt fix zusammen?" Ein Realitycheck, der den Adonis maximal unter Druck setzte. Er stieg aufs Gas und schrie: "Es ist ein Graubereich!"

Wer hat Ähnliches noch nicht in seinem Bett, am Küchentisch oder vor dem Traualtar gehabt? Wer erlag noch nie dem Jagdtrieb einer hypnotischen Sybille oder eines funkelnden Selbstdarstellers? Es ist ja auch so schön, im ganz großen Stil zu träumen: Kaum hat man ihr Interesse geweckt, werden einem lebenslange Fanfarenchöre in Aussicht gestellt. Dumm nur, dass den fantasievollen Lieben schon nach der ersten Kurzstrecke die Puste ausgeht ... wie das eben so ist, im Land der XXL-Seifenblasen.

Applausmaschine

Sexuell werden die Überflieger – abgesehen von einem routinierten Performanceprogramm – übrigens oft überschätzt. Könnte man die frisch getrennte Irina Shayk fragen, wie denn so ein Bradley Cooper im Bett ist, dann würde sie bestimmt sagen: "Ach, wissen Sie, er schläft einfach mit sich selbst."

Mit genügend Selbstliebe und Humor scheint es aber auch anders zu gehen. "Irgendjemand müsste mal eine Applaus-CD erfinden, dann hätte ich weniger Arbeit", sagt meine fröhliche Freundin N. Seit zwanzig Jahren lässt sie sich von der Fingerfertigkeit und den Kochkünsten eines Chefarztes beglücken.

Gut möglich, dass sie sich auch einen Tipp von Roger Moore zu Herzen genommen hat. Befragt nach dem Geheimnis seiner guten Ehe antwortete der frühere James-Bond-Darsteller: "Wir haben eines gemeinsam: Wir sind beide verliebt in mich." (Ela Angerer, RONDO, 5.7.2019)